Eignerversammlung auf Freikerl

Brest hält uns fast eine Woche mit bretonischem Wetter, also waagerechtem Sprühregen, der alles in Sekunden durchnässt, an Bord gefangen. Wir erledigen die Einkäufe, Atze wird frisiert, Ute färbt die Haare doch wieder, die Genua bekommt eine Erfrischung, Freikerl wird innen und außen richtig sauber gemacht und bei hässlichstem Wetter besuchen wir „Oceanapolis“ – das Meeresmuseum von Brest. Da bleibt noch viel Zeit zum Lesen und wir genießen die notgedrungen faule Zeit.IMG_6485

Eigentlich wollten Uwe und Anke, die anderen 50 % der Freikerleigner und Nutzer des Bootes 2017/18, in Brest an Bord gehen. Doch leider konnten nur 75% der Eigner zum Bretagnetörn aufbrechen. Uwe muss in Leipzig die Stellung halten und mir damit die „Wiedereingliederung ins Arbeitsleben“ erleichtern. Schade!! … Danke!!! Wir freuen uns, als Anke wohlbehalten mit dem Flixbus in Brest einfährt und wir weiter fahren können.

Bei scheußlichstem Wetter verlassen wir die Marina, kräftiger Westwind und ablaufendes Wasser begleiten uns. Hier hebt und senkt sich der Meeresspiegel um etwa 6 Meter. Die Enge der Durchfahrt zur Rade von Brest ist mehr als kabbelig und es hat sich eine  3 – 4 Meter hohe Welle aufgebaut. Wenige Minuten nach Einfahrt in die schwierige Passage gleicht Freikerl einem Leichenschauhaus. Meine beiden Begleiterinnen sind extrem blass und ich vernehme aus der Plicht: „…ich gehe nie wieder segeln!“ Freikerls Leeseite ist okkupiert. Aber unsere Reise dauert nur 3 Stunden und wir gehen in Camaret sur Mer in den Hafen. 2 Stunden später ist die Crew wieder einsetzbar zum Erkunden der Halbinsel. Das Wetter hat sich gebessert und wir genießen die raue bretonische Küste bei herrlichem Sonnenschein.IMG_2626 IMG_2622 IMG_2674

Endliche haben wir die Chance auf die Ile d`Ouessant zu fahren. Vor 2 Jahren, bei unserem Vorbereitungsgezeitentörn, haben wir 2 mal vergeblich versucht die Insel zu erreichen, aber beide Versuche sind am mangelnden Wind und der großen Strömung gescheitert. Diesmal sollte es klappen! Die Strömung versetzt uns enorm nach Norden, doch es klappt und wir gehen in der Baie du Stiff an die Mooring. Das wundervolle Wetter, der perfekte Liegeplatz und die phantastische Insel verleiten uns zu einem weiteren Tag Inselaufenthalt. Tidenreviere haben einen ganz besonderen Reiz und die Landschaft verändert das Gesicht im Takt der Tide. Der Anleger der Baie ist klein und wir müssen die Tide im Auge behalten, damit unser Dinghi für uns erreichbar bleibt.IMG_2669 IMG_2663 IMG_2654 DSC_0089 DSC_0045 DSC_0047 DSC_0071 DSC_0039 DSC_0080

Wir entdecken einen Delfin, der wohl in der Bucht wohnt und von den Fischern sein Fressen bekommt. Er schubbert sich an den muschelbewachsenen Mooringleinen den Rücken und beobachtet das geschehen im kleinen Hafen. Mit dem Dinghi fahren wir ihm entgegen, machen den Motor aus und fotografieren. Die „Speicherkarte“ ist fast voll und so starten wir den Motor und wollen weiter zum Boot. „Delfi“ taucht ab und springt plötzlich eine Meter von uns entfernt aus dem Wasser und wiederholt dies noch einmal. Wir halten den Atem an und spüren wie das Adrenalin durch unsere Adern fließt. Das Tier ist 3 Meter lang und wir haben keine Ahnung warum es uns folgt. Als wir Freikerl erreichen und aus dem Dinghi steigen wollen, bleibt er direkt neben uns im Wasser und beäugt uns mit bettelndem Blick. Das Motorengeräusch ist für ihn wohl ein Zeichen, dass die Angler und Fischer mit Gaben für ihn in den Hafen kommen. Enttäuscht verlässt er uns nach einiger Zeit und zieht zum nächsten Boot. Auch dort ist kein Fisch zu erwarten. Auf unserer Reise haben wir viele Wale und Delfine gesehen, aber das war wohl das aufregendste Erlebnis, zumal wir das Gefühl hatten, das er mit uns kommuniziert. Delfine sind wunderbare Tiere!IMG_2639 IMG_1582 IMG_1580

Kein Wind! OM 615 schiebt uns nach Osten. Wir fahren nach L`Aber Wrac`h um dort den Einzug der Deutschen Nationalmannschaft ins Finale zu sehen. Wieder beeindruckt nur das Tidenrevier.

Roscoff soll die nächste Station sein. Endlich wieder segeln! Wir brechen am Nachmittag bei auflaufendem Waser auf um die Tidenströmung zu nutzen. Unter normalen Umständen wären wir bei 12 Knoten Wind nur mit 4 Knoten unterwegs, aber Freikerl saust mit 6,8 Knoten in der Spitze dem Ziel entgegen. Wir gehen am späten Abend bei wundervollem Sonnenuntergangslicht in die Marina und die „Trüffelsau“ bekommt die Aufgabe heraus zu finden, ob wir am nächsten Morgen die erste Flut nehmen um nach Osten zu fahren, oder noch eine Nacht in Roscoff bleiben. Wir bleiben! Mit meinem mangelhaften DDR-Geografie-Wissen dachte ich, dass Roscoff am Don oder Asowschen Meer liegt. Nein, ein wunderbares mittelalterliches Städtchen in Nordfrankreich begeistert uns. Stundenlang wandern wir durch die Stadt, essen köstliche Crêpes und zum krönenden Abschluss besuchen wir den herrlichen botanischen Garten. Chapeaus! Wir sind begeistert und bedauern morgen weiter ziehen zu müssen.IMG_2680 IMG_2686 IMG_2704 IMG_2723 IMG_2726 IMG_2740 IMG_6544 IMG_2695

Jedoch zaubert die „Gastkombüse“ ein kulinarisches Highlight an den bretonischen Abendhimmel – Schnitzel mit Kartoffeln und Paprikagemüse. Wir knien in Bewunderung vor ihr! Welch ein Trost …!

1 Kommentar

  1. Hallo Ihr Lieben Segelfreunde!

    Mit Begeisterung haben wir wieder euren Blog Eintrag gelesen! Eure vielen Entbehrungen sind ja kaum auszuhalten! Aber ihr macht alles richtig, genießt auch die Zeit zwischen der stürmischen See, so kennen wir euch. In den letzten 14 Tagen waren wir offline, wir hatten Besuch aus Indien und daher alle Hände voll zu tun. Jetzt sind wir selber an der Ostsee und genießen das tolle Wetter in Ahlbeck! Wir winken euch sozusagen mental vom Ostseestrand entgegen!

    Eine handbreit von uns, Liebe Grüße – J&J&J

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