„Full speed“ nach Tallinn

Nun liegen wir schon seit 2 Tagen im alten Stadthafen von Tallinn und sind zu gewöhnnlichen Stadttouristen mutiert. Der Weg hierher bot noch einmal alles was unserem Törn einen wunderbaren Abschluss verschaffte. Es ist unser letzter Eintrag im Blog. Fotos werden in angemessener Zahl von zu Hause eingestellt.Entlang der Südküste des Finnischen Meerbusens lagen auf unserem Weg nach Tallinn noch 2 relativ kurze Etappen (20-30sm). Von Dirhami segelten wir mit raumen Winden der Stärke 3 bis 4 nach Lohusalu. An der Ausstattung und dem Ambiente des Hafens war die Nähe zu Tallinn spürbar. Die Gebäüde des Hafen mit Restaurant, Sauna, Toiletten und Duschen imponierten mit modernem Design. Über allen thronte der Hafenmeister in seiner gläsernen Kanzel und wacht dort rund um die Uhr über die Marina und unseren Schlaf. Am Steg wird man erwartet und die Leinen werden abgenommen. Versehen mit dem Code der Tür zum Verlassen und Betreten der Marina bekamen wir dann auch ein Stück Freiheit wieder. Neben 2 weiteren deutschen Yachten und ein paar Dauerliegern war der Hafen nur mäßig gefüllt. Die Saison  soll jetzt erst beginnen.

Unser geplanter Hafentag war Wandertag. Entlang der Küste liefen wir ca. 10 km nach Osten. In der Bucht nahe des Ufers lag das dahinrostende Wrack eines Küstenmotorschiffes. Im Dickicht des Kiefernwaldes hinter den Dünen befinden sich versteckt villenartige Datschas. Überhaupt hatten wir, gemessen an den Eindrücken die wir vor Ort hatten, den Eindruck, dass alle Esten reich sein müssen. Dem ist natürlich nicht so. Das Durchschnittseinkommen liegt nach Toms Recherche bei ca. 700 €. Angekommen an einem Wasserfall umgeben von einer parkähnlichen Landschaft mit frisch renoviertem Herrenhaus tranken wir das fast obligatorische Mittagsbier, kauften ein und waren dann ziemlich froh, dass ein Bus zurückfuhr. Am Abend hatten wir den Hafen, abgesehen von den wachenden Augen des Hafenmeisters,  ganz für uns allein. Zwischen den Saunagängen kühlten wir unsere Bäuche draußen mit einem in die Unendlichkeit schwefenden Blick aufs Meer ab.

Am Tag 8 auf See kamen wir unserm Ziel viel zu schnell näher. Wir kreuzten vor dem Wind in die Tallinner Bucht hinein. Ein- und auslaufende Fähren hatten wir im Blick. Ordnungsgemäß meldeten wir uns 0,5 sm vor Erreichen der Hafeneinfahrt bei Tallinn Radio 5 an. Wir wurden aufgefordert, „full speed“ in einem Zeitfenster von 10 Minuten in den Hafen einzulaufen. Was hatte der Typ sich gedacht. Ich hatten ihn klar und deutlich in einem akzeptablen Englisch darüber informiert, dass wir eine Segelyacht sind. Die Herkules gab alles. Beim Erreichen der Mole stand die Ampel auf rot. Lapidar wurden wir informiert, dass es jetzt ca. 15 Minuten dauert bis wir einlaufen können. Dafür wurde uns feinstes Hafenkino geboten. Eine riesige Fähre drehte sich nach dem Verlassen des Hafens in unserem Heck und das in einer Entfernung von nicht mehr als 300 m. Alle an Bord befindlichen Kameras waren im Einsatz.

Ser Stadthafen von Tallinn ist eine gute, wenn auch etwas teurere, Alternative zum 6 km außerhalb gelegenen Olympiahafen. Die Altstadt ist in wenigen Minuten erreichbar. Geduscht und des letzte saubere T-Shirt übergestreift (ich jedenfalls) stürzten wir uns gleich in die vor Touris wimmelnde Altstadt. Kultureller Höhepunkt war dann am gestrigen Abend der Besuch eines klassischen Gitarrenkonzerts im Ständehaus der ledigen Kaufleute. Auch dazu sind wir fähig!

Heute ist Putztag. Ich darf (vorerst) hier in der Lounge des Hafenmeisters sitzen und den Blog schreiben. Am Abend erwarten wir Anke und Uwe. Die Nacht wird sicherlich kurz, denn der Flieger von Tom und mir geht schon morgen früh 6 Uhr.

Wir wünschen den folgenden Crews natürlich immer die „Handbreit …“, vor allem aber eine Vielzahl beindruckender Momente, so wie wir sie erleben durften. Dank geht an dich Atze, der du die Reise so hervorragend organisiert und die HERKULES präpariert hast. Danke!!!

 

1 Kommentar

  1. Lieber Alex und Crew, Glückwunsch zu dieser tollen Etappe, ich hoffe, die Erlebnisse werden nicht zu schnell im wieder einsetzenden Alltag vergessen, Eure Berichte machen Lust auf meh(e)r, für euch einen guten Rückflug. Anke und Uwe sowie der „Hausmeister“, bringt die Herkules wohlbehalten zum östlichsten Punkt der Reise, laßt Euch durch diverse Schnellboote nicht aus der Ruhe bringen, … Handbreit
    Utz

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