Drinking! oder „the Boss of the Island“

Man muss euch einfach daran teilhaben lassen:

Natürlich haben wir uns in Tallinn etwas vertrödelt, so dass wir in den angekündigten Starkregenschauer gestartet sind, was wiederum den Vorteil hatte, bei Sonnenschein in den kleinen und nahezu leeren Inselhafen Naissaar einzulaufen. Zu Sowjetzeiten wurden die Insulaner vertrieben, um im dichten Inselwald eine Seeminenproduktion aufzuziehen. Seit mehr als 20 Jahren rotten die Überbleibsel nun vor sich hin und die üppige Vegetation vereinnahmt die Gebäudereste und den Minenschrott. Was als Inselerkundungsspaziergang gedacht war, entwickelte sich rasch zu einer 12 km Flucht vor den ausgehungerten Moskitos (Micha ohne Mütze, in kurzen Hosen und Badelatschen!), aber es wirkt absurd und grotesk, wie lieblich die Bombenproduktionshallen in die Natur eingebettet waren und mit einem niedlichen Pioniereisenbahngleis verbunden wurden.
Mittlerweile wohnen wieder Zivilisten auf dem Inselchen (im Winter 2, im Sommer 15) und kutschieren Touristen mit ollen Russenjeeps durch die Mückenschwärme.
Und gegen 10 am Abend legten 2 echte Einheimische, Karl (Finne, the Boss of the island) und Maddis (Este), vom einkaufen in Tallinn kommend, neben uns am Steg an und freuten sich offenbar über Gesellschaft, und nachdem Micha nicht mitrauchen wollte kam Maddis die zündende Idee: drinking! Und nachdem wir mindestens 2 h auf dem Steg im Regen standen war die nagelneue Pulle Gin alle und auch der Tetrapak Multivitaminsaft, mit dem der Schnaps im Mund gemischt wurde. Und da wir die Welt noch lange nicht vollständig erklärt und verbessert hatten machten wir doch im Salon weiter und da hier das Licht einfach nicht ausgeht, war es dann halb fünf. Die Ergebnisse der letzten Nacht: wir haben neue Freunde, wir verschoben notgedrungen unsere Fahrt nach Helsinki auf morgen, können auf estnisch Prost sagen, haben die Aufnahmeprüfung für Finnland im Fach Trinkfestigkeit (mit „sehr gut“) bestanden, wissen jetzt, dass die Ankündigung: „nur noch 3 Schnäpse, dann gehen wir!“ mit: 3a, 3aa, 3 triple-a, usw. locker auf 6-stündige Zecherei ausgedehnt werden kann. Offen geblieben ist, wie die beiden mit dem Quad über die lange schmale Mole und noch 5 km durch den Wald nach Hause gekommen sind, und wie Karl seiner Frau die Dauer vom Ablegen in Tallinn bis zum Eintreffen erklärt hat.
Das kriegen wir aber beim nächsten Besuch Naissaars heraus.

5 Kommentare

  1. Oha, beim dritten Trippeldrittel wäre wohl mancher schon langsam in die Knie gegangen. Aber so: die beiden haben da nicht die falscheste Crew erwischt, würde ich mal sagen. Ich bin stolz auf Euch!

    Gestern übrigens Segeln gewesen mit der RaKäthe auf der Cosspude bei wunderbaren Wind und Wetter, hach war das schön. Hafenseitig dann aber soviel Volk, dass ich Eure ausgehungerten Moskitos wohl vorgezogen hätte …

    Ahoi, Jens

  2. Oje, hoffentlich schafft Micha die nächsten beiden Wochen. Er ist völlig untrainiert. Gegen euch waren wir ein Abstinenzlerboot. Trotzdem, hört sich alles sehr spannend an. Weiter so!

    Alexander

  3. Ihr Lieben, ich wünsche euch eine komplikationsfreie Fahrt nach St. Petersburg und natürlich viele tolle Erlebnisse. Macht bitte eine lückenlose Track-Aufzeichnung, damit sich der Martin dort wieder rausfindet. Und das Bunkern für die Finnland/Schweden – Crews nicht vergessen. Danke im Voraus. LG Tom

  4. Hallo, Ihr trinkfesten Genossen, die Esten sind wirklich hart dabei, ich durfte auch schon zweimal ihre Gastfreundschaft genießen, am nächsten Morgen war mir aber nicht mehr nach Freundschaft (Oh, dieser Kopf …), hoffentlich scheint bei Euch die Sonne auch so schön wie hier, ich sitze gerade im Zug nach Hamburg, da kommt der Gedanke, Rund Nordsee 2014 oder irgendwann (?) … Handbreit
    Utz

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