Wind von vorn

Lieber Atze,

ich möchte mich nun auch mal zu Wort melden.
Heute war ein wunderschöner Tag für mich und hoffentlich auch für meine Besatzung. Diese hat mich trotz ungünstiger Windrichtung, das tun lassen was ich am besten kann, nämlich Segeln.
Erst bin ich wieder so gut und unbeschadet abgelegt, wie gestern auch schon angelegt, worden und unter Maschine ging es vorbei an diversen Gefahrentonnen, in offene, ungefährliche Fahrwasser. Dann hörte ich das Kommando „Klar machen zum Segel setzen“ und bekam ein breites Grinsen. Das Großsegel war schwups gesetzt und auch die Genua, welche ich Tags zuvor schon gegen die Fock getauscht bekam, stand wie eine Eins. Mit Windstärke 3 kam ich ganz gut voran und die komplette Crew war bester Laune. Das aber mit Wind von vorn und dem gesteuerten Kreuzkurs, dass angestrebte Tagesziel nicht zu erreichen war, bemerkte ich sofort, verriet es aber der Besatzung natürlich nicht ;).
Jetzt frischte der Wind auf, ging bis Windstärke 5 und meine Freude war kaum noch zu halten. In der Kreuz und immer hart am Wind wurde ich schöööön schräg gelegt. Selbstverständlich zwang man mich vorher ins 2. Reff und von der Genua wurde mir auch nur noch die Hälfte zugestanden. Morgen bekomme ich bestimmt wieder die Fock drauf *grummel*.

So ging es nun mit 5 Knoten gegen eine ordentliche Welle an. Trotz sonst tollen Bedingungen mit viel Sonne und ab und zu ein paar Schleierwolken, verzog sich ein Teil der Crew. Die einen gingen Schlafen, vielleicht auch nur zum Vertuschen der nicht mehr so ganz natürlichen Hautfarbe und der Rest vermummte sich, als wär unser Ziel die 1. Mai-Demo in Kreuzberg.

So ließ man mich die finnischen Gewässer rocken, bis auch endlich der Crew klar wurde, dass ja auch ein Tagesziel angepeilt war. Um dies wenigstens annähernd und noch zu einer angemessenen Abendbrotzeit zu erreichen, wurden meine Segel wieder eingeholt und unter Maschine ging’s weiter. Yussaru war eigentlich nicht als Ankerplatz eingeplant, galt aber meiner Besatzung um 20.30 Uhr als gut geeignet. Nun liege ich mit Heckleine an der Mooring und mit der Bugspitze am Steg. Es scheint hier gut zu gefallen und die Gesichtsfarbe aller ist wieder auf normal.
Alle sind guter Dinge für morgen, in meiner Kombüse riecht es schon lecker und ich werde mich jetzt meinem Backbord-Flirt mit IINES II widmen. Natürlich ohne Anfassen. ;)

Eine kleinen Nachsatz habe ich noch. Ich bin nun auch in Finnland gemeldet und erfreue mich über ein angeschraubtes Kennzeichen am Heck.

Es grüßt dich ganz lieb dein „Herkules“.

3 Kommentare

  1. HERKULES! Hast Du super gemacht! Pass mir auf Matti und die Crew auf, Du weißt der Matti ist ein Draufgänger! Und IINES II …? Ordentliche Kielbombe …? Hm? LG Atze

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