Ode an „Herkules“

Ode an „Herkules“

Die Leinen los und abgelegt
schon wird das Boot auf See bewegt.
Die Taue werden aufklariert
da kommt ein Boot, das uns passiert.
Die Mannschaft grinst uns freundlich an.
Zwei Boote sind ein Race. Wir nehmen an.
Das Groß geht hoch, die Fock flutscht raus,
den Motor machen wir noch aus.

Den Wind von vorn, mit 5 bis 6,
beginnen wir das Schären-Match.
Die Finnen haben ’ne Beneteau,
dem „Herkules“, dem juckt’s im Po.
Wir kreuzen hin, wir kreuzen her,
bald wird uns klar – der Sieg wird schwer.
Der Gegner hat das längre Boot.
Auch segeln kann er ohne Not.
Doch Skipper Matti uns erklärt,
die Genua ist sein Verderb.

So geht es ewig hin und her.
Mal sind wir vorn – mal wieder er.
Der Channel naht, jetzt kommt’s drauf an:
Wer hat den besseren Steuermann?
Wir holen aus nach Steuerbord.
Die Möwen skeptisch gucken dort.
Das Land ist nah, die Crew bereit,
doch Matti sagt: „wir ham noch Zeit“

Der Finne wendet nach Backbord ab.
Wir halten drauf, langsam wird’s knapp.
Vier Meter noch dann knall’n wir drauf,
Jetzt kommt das „Ree“ – wir atmen auf.
Die „Herkules“ nach Backbord klappt.
Die Fock die erste Bö sich schnappt.
Wir luven an, das Boot kränkt schief.
Das Wasser wird auch wieder tief.
Mit Groß gebunden in der zwei,
ziehn wir am Gegner nun vorbei.

Lang ist der Chanel, hart ist es, echt.
Wir wenden links, wir wenden rechts.
Jetzt kein zurück, das ist uns klar,
Die Felsen oft zum greifen nah.
Die Beneteau sieht unser Heck.
Das Kennzeichen kommt nun zum Zweck.
An manchen Stellen, ganz ohne Mist,
der Channel hundert Meter misst.
Und jetzt, ach nein, das fehlt uns prompt,
ein Segler uns entgegen kommt.

Der denkt jetzt auch in seiner Not,
wer hier drin kreuzt ist ein Idiot.
Na und, wer kann der tu!
Wir halten auf die Tonne zu.
Drei Damen sind des Bootes Crew.
Wir halten auf die Tonne zu.
Ihr Segler braucht noch ein paar Fuß.
Die Tonne nicht, steht da zum Gruß.
Wir schießen auf, stehn kurz im Wind –
bis Girls und Boot vorüber sind.
Wir legen um, das Boot kränkt ein,
wir schlagen wieder Kreuzkurs ein.

Die Damen schauen ganz verliebt
während ihr Boot nach achtern schiebt.
Nach 40 Wenden ist’s geschehen –
wir können freies Wasser sehen.
Zum Wind jetzt noch die Welle steht
und „Herkules“ auf’s Ganze geht.
Die Gischt kommt um den Bug geflogen,
doch unser Schiff zerpflügt die Wogen.
Wer uns passiert, kann jetzt erblicken –
den schönen blauen Bauch, den dicken.

Das Endziel ruft, wir schrei’n Juchhee!!
Ein Segeltag auf der Alandsee.

Matti Hauki

9 Kommentare

  1. Lieber Matti Hauki I.

    Wir sind schwer beeindruckt. Das Ostseerundabenteuer setzt nicht nur alle segelsportlichen Reserven frei, nein, vor allem künstlerisch-literarisch werden hier so ganz nebenher Schätze aus der Ostsee Tiefe gehoben. Der inspirierenden Wirkung der finnischen schärengäeten kann man sich offensichtlich nicht entziehen. Ich bin sehr dafür, den Bachmann-Preis für die segelnde Zunft als Goldene Joseph-Conrad-Anstecknadel als Wanderpokal auszuloben. Derzeit ist sie Skippi-Hauki-Matti sicher, und ich bin gespannt, wer das Format hat, diese Trophäe aus Mattis Schwalbennest zu entführen.
    Weiter so!
    Handbreit!
    Der Geist ist frei!

    Uwe & anke

  2. Das wird hier ja eher ein Poesiealbum, als ein Blog!
    Da hängt die Latte hoch! :-)
    Dennoch, die liebe Hercules lehnt sich noch bei zurück, wenn ihr euch so bei ihr einschleimt..
    :-)
    Grueße und Handbreit
    Nina

  3. Lieber Matti, vielen Dank für diesen köstlichen „Bericht“ einer Spontanregatta auf einem Jollenrevier. Selbst wenn unserer Crew auf der nächsten, der siebten Etappe, ein ähnlich grandioser Regattaerfolg vergönnt sein sollte, werde ich einen Teufel tun und dies ins Versmaß bringen, bzw. den Versuch unternehmen. Alle Blog-Leser werden mir dafür dankbar sein. Euch noch drei schöne Tage, bis Samstag. LG Tom

  4. Nicht schlecht Herr Specht. Ich bin auch für den Wanderpokal. Schön, dass eure Crew auf diese Weise Zusammenhalt übt und vielleicht ist es ja gewesen wie bei mir mit dem Englisch. Je später der Abend… ;)

  5. Die Crew – hat sie sich sehr geschunden?
    Beim Dichten dieser Segelrunden?
    Des Dichters Geist – gelobt er sei
    wie schön, hier er ist dabei
    Auf einer ganz besondren Segeltour
    die Ostsee rum – entgegen der Uhr.

    hihi

    Ist noch Schnaps an Bord?

    holger

  6. Ich bin gerührt! Ich gebe zu, das ich leicht feuchte Augen hatte, als ich diese wundervolle Ode lesen durfte. Die Goldene Joseph-Conrad-Anstecknadel darf vom Autor dieser eindrücklichen Beschreibung bis auf Weiters getragen werden! Niemals vorher wurde die Selbstverständlichkeit des Wettbewerbs zweier Yachten im Kanal gegen den Wind so plastisch beschrieben. Aber die verbale Beschreibung ist nur ein Teil der bewundernswerten Leistung. Ein ganz besonders Lob der Crew, die diese kurzen Wenden und Manöver ermöglicht haben, welche zum grandiosen Sieg unserer Herkules unter der Regie des Skippers Matti-Hauki führten. Kippes! Wie Pretschi schon sagte – Herkules Ciboney, das ist Kunst auf hoher See!!! LG Atze

  7. Wir wußten gar nicht, was für dichterische Fähigkeiten in euch stecken. Sind begeistert von euch allen. Bei diesen tollen Segelleistungen (nichts für meine Nerven) wünschen wir noch viele schöne Erlebnisse und beim leckeren Fischessen denkt mal mit einem Bissen an eure liebe Mama.
    Lieber Charlie und lieber Niklas, hier müsst ihr durch eine harte Schule.
    Haltet tapfer durch.
    Liebe Grüße an die gesamte Crew.
    Irmi und Stephan

  8. Seemannschaft und Dichterskunst,
    gehn Hand in Hand bei dieser Crew.
    Den tapfren Taten auf dem Törn,
    hört man selbst in Rostock zu.

    Gekrönt sein Eure mutigen Häupter,
    Werftdie Hände in die Höh!
    Ihr fürchtet weder Tod noch Teufel,
    und nicht einmal die nächste Bö.

    Doch gebet acht,
    Talent das geht.
    Wenn im Becher des Poeten,
    kein Tropfen Geisteswasser steht.

    Ahoi,
    Gianni

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