Spione in Spitzenhöschen


Der nächste Tag beginnt für uns sehr früh, wir haben uns dafür entschieden, Meilen zu schrubben. Mit den Hühnern stehen wir auf und verabschieden schweren Herzens Schetti, die mit Bus und Bahn zurück nach Stockholm fährt. Ein letzter Schubs von ihr und Herkules verläßt bei prächtigstem Sonnenaufgang Arkösund.
Nachdem sich die letzten morgendlichen Nebelschwaden verzogen haben, zirkeln wir bei herrlichstem Sonnenschein durch das innere und teilweise recht enge Schärenfahrwasser Richtung Süden. Da auch der Wind eine Pause eingelegt hat, brummt unter uns nur der Motor. Wir sind schon lange sprachlos ob dieser geballten landschaftlichen Schönheit. Scheinbar wiederholen sich die Bilder: kleine Schären, Leuchttürme aller Art, Seeadler und kein Boot weit und breit. Immer entgegen dem Fahrwasser legen wir Meile um Meile zurück. Gegen vier ist es dann geschafft, vierzig Meilen liegen hinter uns! Anke und Ute haben wieder ein Stück Paradies für uns ausfindig gemacht. Zwischen zwei Untiefen hindurch manövrieren wir die Herkules zu unserem Anlegeplatz, einer ehemaligen Lotsenstation auf einer winzigen Außenschäre. Der Anlegesteg liegt idyllisch in einer schmalen Durchfahrt zwischen zwei Inseln, wo kein Lüftchen sich regt. Auch zu dritt klappt das Anlegen inzwischen super, wir haben nichts anderes erwartet! Dem Anlegeschluck folgt die obligate Inselerkundungstour. Nach dem Abendessen überrascht uns die Natur noch mit einem letzten Schauspiel: der Halbmond steht über der schmalen Durchfahrt und taucht alles in ein zauberhaftes Licht, Caspar David Friedrich läßt grüßen. Nach einem „Mondgetränk“ für die Romantiker unter uns fallen wir in rechtschaffenen Schlaf.
Ausgeruht starten wir am Morgen in unser nächstes Abenteuer. Da wir bisher schön Strecke gemacht haben, können wir die heutige Strecke entspannt etwas kürzer stecken. 13 sm stehen auf dem Programm. Gleich nach dem Verlassen von Städsholmen ziehen wir die Segel hoch und heute wird auch unsere Testreihe von Spezialausrüstung fortgeführt. Anke ist unser Versuchskaninchen und schnell steht fest, daß mit genanntem Spezialschuhwerk mangelnde Körpergröße beim Anschlagen des Groß‘ ausgeglichen werden kann. Nach Ende des Törns werden wir beim DSV eine Eingabe mit unseren Testergebnissen zur Vermeidung von Diskriminierungen von Kleinwüchsigen einreichen.
Als vor uns am Horizont drei Schiffe der schwedischen Kriegsmarine auftauchen, die wie an einer Perlenkette aufgereiht das Fahrwasser blockieren, stehen auch wir an Deck und observieren per Fernglas das Aufgebot geballter Angriffskraft. Fachmännisch werden Deckaufbauten und Bewaffnung erörtert, man weiß ja nie, wofür es gut ist. Der MI-6 und der NSA wären stolz auf uns. Plötzlich löst sich von einem der Schiffe ein Schnellboot und hält direkten Kurs auf uns. Die Aufregung steigt, stehen uns womöglich wegen Spionagetätigkeiten peinliche Vernehmungen bevor? Schnell noch abgecheckt, daß wir uns nicht doch vielleicht in einem militärischen Sperrgebiet befinden. Aber die Karten bescheinigen uns, alles io. Das herannahende Schnellboot geht längsseits und zwei junge Offiziere weisen uns freundlich darauf hin, daß sie ein Manöver abhalten und welchen Weg wir durch die Flakbatterie zum Schutz der sich im Wasser befindlichen Taucher und Roboter zu nehmen haben. Das Boot dreht ab, die Aufregung sinkt und wir nehmen die Segel runter und trudeln bei bestem Sommersonnenwetter in Västervik ein.
Heute steht ein ganz besonderes Schmankerl auf dem Programm: ein SPA-Besuch! Direkt am hoteleigenen Anleger längsseits festgemacht, sitzen wir noch beim Anlegeschluck, da kommt ein Boot auf uns zu, aus dem uns drei Männer freundlich zuwinken. Beim Näherkommen erkennen wir: unsere drei Wikinger von der Ketsch aus Arkösund! Welch ein Zufall! Auch sie wollen ins SPA! Freundlicherweise übernehmen sie die telefonische Reservierung und schon finden wir uns in der Sauna wieder. Danach geht’s mit lecker Kaltgetränk in den „utejacuzzi“ (dt. Außenwhirlpool), von dem aus sich ein umwerfender Blick auf die Herkules bietet. Heeeerlich! Bei 23 Grad im Schatten ist Gelegenheit, seinen Gedanken nachzuhängen und so genießen wir nun den restlichen Tag.
Viele Grüße von den tiefenentspannten Mädels

8 Kommentare

  1. Hallo Ihr Drei, das mit den Schuhen wird ja zur Größenänderung von Bettina und mir zum richtigen Praxistest. Zumindest für mich sehr anregend…… Ein bischen Neidisch auf die Jungs von der Ketsch bin ich schon, könne Euch aber jedes Vergnügen. Weiter gute Reise und immer die besagte „Handbreit“ ! Martin

  2. Da verstummt die Gemeinde! Martin hat sich zu recht „verschreiben lassen“. Das ist Größenänderung!!! Wundervolle Fotos, beeindruckende Texte, allerbeste Motive! Der „Deutsche Mädchenpreis“ geht in diesem Jahr an das Team der “ Golden G.“.
    Da gibt es wirklich nicht viel zu kommentieren! Macht weiter so, vermutlich wird nach Eurer Rückkehr nichts mehr so sein, wie es einmal war – jedenfalls seglerisch. Ich werde meine Segelfehler nicht mehr unentdeckt überspielen können. Egal! Ihr seid Klasse und wir freuen uns Euch begleiten zu können. Bis bald! Liebesgrüße! Atze

  3. HEY HEY Mädels!! Das klingt ja weiter nach Abenteuer pur. Und die schwedischen Jungs legen sich ja man richtig ins Zeug … habt ihr diesmal ne Einladung angenommen??? Und die von der Marine hatten doch nur letzte Woche noch nicht so ne passende Ausrede parat, um längsseits kommen zu können….oder saß Ute wieder oben ohne und die konnten diesmal gar nicht anders als nach dem ‚rechten‘ zu schauen??? Fragen über Fragen… man ist ja echt abgehängt …
    Nur gut, das das Wetter so hält … ich drück euch die Daumen für die kommenden Tage! Ihr wuppt das, Mädels!!! LG vom Festland von der Party-erschöppfften Schetti … Gut’s Nächtle ihr drei.

  4. Offenbar ging es nicht nur mir so, dass es eine gewisse Zeit braucht, die Kommentarhemmung zu überwinden. Ich hatte immer so ein wenig das Gefühl, dass unsere Außenbemerkungen eher störend wirken könnten auf Euren GG-Kosmos im Norden. Die weibliche Note Eurer Etappe im allerbesten Sinne ist wirklich sehr sichtbar und spürbar. Sehr schöne Bilder und lockere eindrückliche Berichte schickt Ihr uns da. Das Schuhkapitel hat natürlich eine ganz eigene Dimension eröffnet, Mädels. Und das programmatische Schuh-Schild kann man nicht einfach so zufällig finden. Da steckt ein größerer Plan dahinter. Einfach großartig!!!
    Ja, es wirkt alles sehr rund und entspannt und störungsfrei bei Euch. Ich kann diesmal gar keinen Neid entwickeln, möchte eher, dass, wie beim Weinachtskalender, noch lange so schöne Neuigkeiten auf mich warten nach dem allmorgendlichen Ciboney-klick. Ich freue mich für Euch, aber auch für mich und die übrige Herkulesgemeinde. Danke, und: macht weiter so. Die guten Geister sind mit Euch.
    Und: Anke, ich liebe Dich!

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