Wir können auch anders

Wir können auch anders: mit kleiner Fock, erstem Reff im Groß und 6einhalb Knoten gegenan

 

Nach unserem Spabesuch verbringen wir einen entspannten, sonnigen Nachmittag am Hotelanleger, bekommen noch zwei Abendeinladungen in Harrys Bar und erkunden die Naturschutzinsel nebenan. Die Bareinladungen schlagen wir aus und gönnen uns stattdessen ein Dinner im edlem Schlossrestaurant im angrenzenden Park. Wir tafeln wie die feinen Herren, die wohl früher hier lebten, genießen wunderbaren Wein und lassen uns von dem charmanten Kellner in weißen Handschuhen ein feines Menü servieren: gebeizten Lachs, Hummersuppe mit Krebsfleisch, gedünsteten Wolfsbarsch, Kalbsmedaillons, die acht Stunden bei 57 Grad gegart wurden, Panna Cotta mit weißer Schokolade und Zitronentarte. Die perfekte Krönung eines wunderbaren Tages.

Sonntags wollen wir früh starten, vorbei ist es mit Sommer, Sonne, Gemütlichkeit und wenig Wind, eine Schlechtwetterfront mit bis zu 6 Beaufort hat sich angekündigt. Also 6 Uhr aufstehen. Diana macht Frühstück, Ute und Anke tauschen die Genua gegen die Fock. Und pünktlich 8 Uhr heißt es: Leinen los. Diesmal machen wir es wie die Schweden, wir setzten sofort das Groß, allerdings binden wir gleich das erste Reff ein. Und dann geht’s erstmal unter Motor aus der fjordähnlichen Bucht heraus, es folgt ein schmaler Channel durch ein paar Inseln und dann kommen wir in freien Seeraum. Hier können wir die Windstreifen auf dem Wasser schon sehen und auch deutlich spüren. Dazu kommt ein tropischer Regenguss in kalt, der Wind kommt genau von vorn. Der Regen regnete sich zum Glück schnell aus, sodass wir die Inselwelt, in die wir schnell wieder eintauchen können, auch wieder sehen und genießen können. Dank der von den Schweden abgeguckten Variante, mit gesetzten Groß und Maschine zu fahren, können wir auf den segelbaren Abschnitten schnell die Fock rausholen und so wenigstens ein paar Meilen segeln. Heute wird nicht gekreuzt, das kostet zuviel Zeit, wir sollten am frühen Nachmittag im Hafen sein, da der Wind dann stark zunehmen soll. Also folgen einige Fock-raus-, Fock-rein-Manöver, bis wir endgültig das innere Fahrwasser verlassen müssen und auf die freie Ostsee kommen. Also wieder die Fock raus, die Herkules legt sich auf die Seite und stampft sich durch die entgegenkommenden Wellen, die Reling schleift im Wasser, Ute steuert cool die Wellen aus, Diana wird es etwas mulmig und Anke zupft an Schoten und Traveller. In der Ferne sehen wir Öland und eine riesige, hohe Insel: die blaue Jungfrau. Wir sind überrascht, wir groß sie in Realität wirklich ist!
Nach 3 Meilen ist es geschafft und wir können wieder ins innere Fahrwasser abstechen, um direkten Kurs auf Figeholm zu nehmen. Also Segel runter und rein in die Insel- und Schärenwelt. Hier ist es mal wieder sehr eng, die Betonnung ist spärlich und der Wind versetzt und uns ganz schön. Doch Diana, die schon mit der silbernen Anstecknadel für Fahren im engen Zickzackfahrwasser ausgezeichnet wurde, manövriert uns haarscharf an brodelnden Untiefen und bedrohlichen Steinen vorbei, steuert uns, trotz des Windes, präzise durch Tonnenpaare, die nicht wesentlich breiter sind als die Herkules. Natürlich bekommt sie sofort ein Upgrade: die Goldene Anstecknadel für enge S-Kurven-um-die-Tonnen. Ute bekommt heute die Goldene Anstecknadel für tolles Wellenaussteuern. Was für eine Crew! Danke Mädels, es hat wieder großen Spaß mit euch gemacht.
Nach 32 Meilen kommt gegen halb drei der Hafen in Sicht, wir legen mit Heckboje an und sind mal wieder das einzige Boot an der Gästepier. Anleger, Imbiss, Ortserkundung.
Wir freuen uns, im Hafen zu sein, denn wenig später legt der Wind richtig zu, der angekündigte starke Regen kommt auch. Alles richtig gemacht! Wir beobachten noch eine Weile die Herkules im Wind und spinnen ein kleines Leinen-Spinnennetz. Abends gibts lecker Pasta und fast den letzten Weißwein.
Am Morgen werden wir von Maschinengeräuschen geweckt. Ein Taucher steht neben uns im Wasser und ein Kranboot hebt einen Riesenstein neben unserem Liegeplatz aus dem Hafenbecken. Puh! Gut, das wir den äußeren Liegeplatz genommen haben, der Stein war nicht markiert. Dann gibts ein ausgiebiges Frühstück, heute laufen wir nicht aus, es soll starken Regen und ab mittags auch wieder ordentlich Wind geben. Bis Kalmar haben wir noch knapp 50 Meilen in 4 Tagen. Also keinen Streß. Heute wird gefaulenzt, gelesen, geschlafen, rumgetrödelt, gekocht … leider gibts hier keine Sauna, was bei den Temperaturen eigentlich angebracht wäre. Dann verkriechen wir uns eben in die kuschligen Kojen, draußen ist es grau und trübe, es regnet in Strömen und hier drinnen läuft der Heizer. Herrlich!

4 Kommentare

  1. Hi Ihr Drei,
    macht einen Riesenspaß eure Berichte zu lesen! Wünsche euch gutes Wetter zurück und ein paar nette Hafentage – habt ja jetzt Zeit zum Bummeln!
    Handbreit,
    Holger

  2. Schön, dass es geschmeckt hat! Bei uns ist gerade die Spa-Rechnung abgebucht worden. Muss ein netter Abend gewesen sein … !
    Mir wäre eigentlich lieber Ihr würdet noch etwas auf See bleiben.;-) LG Atze

  3. Keine Minute habe ich daran gezweifelt, dass Ihr auch ganz anders könnt. Und wenn man in high heels einen so sicheren Stand an Bord hat, kann eine(n) in Segelstiefeln aber auch gar nix mehr umwerfen. Das schlechte Wetter wird erst an Euch abperlen, dann wohl aufgeben und einen Bogen um Euch machen.
    Selbst der Klabautermann kommt nicht umhin: auch er muss Euch einfach lieben.

  4. Guten Morgen aus dem verregneten Leipzig an Euch drei Grazien ….. wo steckt ihr denn?? Ist das Wetter bei euch auch so besch….??? Habt Ihr Euch im Spa einschliessen lassen??? Bin in Gedanken bei Euch …. Liebe Grüße Schetti

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