Müßiggang in Alinge

P1100144

P1100150

P1100188

P1100155

P1100160

P1100179

P1100186

P1100187

 

Die Nacht begleitete Plätschern im nach Norden offenen Kanal zwischen ChristiansØ und FrederiksØ.  Der Wind hatte weiter auf Nord gedreht und drückte das Wasser in den engen Naturhafen. Auf dem morgendlichen Weg zum Klo mussten wir die Jungs einer deutschen Chartercrew, die hinter uns kurz vor Sonnenuntergang mit einer neuen Bavaria 45 eingeparkt haben, eher lautstark ansprechen, damit überhaupt ein Gruß zwischen den geputzten oder auch ungeputzten Zähnen als Erwiderung zurückkam. Schade eigentlich. Wir legen kurz vor halb elf ab, die Fähre von Bornholm braucht diesen Platz ein viertel Stunde später, um Besucher aus- und die zahlreichen leeren Bierkästen, die neben uns auf der Pier lagern, einzuladen. Wir können auf Am-Wind-Kurs bei 5 Bft mit Groß im ersten Reff Alinge anlegen. Kurz vor der engen Hafeneinfahrt bergen wir die Segel und Fridtjof steuert in die mit starkem Schwell versehene enge Durchfahrt in den Vorhafen. Herkules braucht einen mächtigen Schub mit dem Jockel, um nicht versetzt zu werden. Viel Platz haben wir hier wirklich nicht. Dann heißt es einen kurzen Slalom fahren mit Passieren des zweiten Vorbeckens. Hier liegt das Pilotboot zum schnellen Auslaufen bereit. Nach Durchfahren der Sturmtore sind wir im niedlich kleinen Hafenbecken.  Beim Anlegemanöver verwechsele ich Vorwärts- und Rückwärtsgang. Wir schießen mit ordentlich Power auf die nördliche Kaimauer zu, bis mir meine Synapsen den Irrtum endlich durchstellen und wir dank voller Kraft rückwärts aufstoppen. Dann können wir in Ruhe wie geplant langsam rückwärts fahrend längsseits festmachen. Wir sind nach 2,5 stündiger Fahrt schon fest und haben unendlich viel Zeit nach unserer japanischen Zeitrechnung, das Städtchen und die Umgebung zu erkunden. Das Anlegerbier fällt bei allen drei aus. Ralf ist stark erkältet, hoffentlich keine Nachwehe des sportlichen Übergebens der Vorleine. Fridtjof und mich beschäftigt noch die Nachwirkung des vielen Freyburger Rosè vom Vorabend. Dafür gibt’s Früchtetee und Vitamin C hochdosiert. Leider empfängt uns kein freundlicher, lustiger Hafenmeister. Die Beschilderung fordert uns schnöde auf, den Automaten zur Anmeldung zu benutzen, wie auch schon auf ChristiansØ. Es mutet an wie das Parkscheinziehen auf einen städtischen Parkplatz. Schade eigentlich. Herkules liegt schön in der kurzen Mittagssonne und bekommt zur Belohnung eine Süßwasserdusche und geputzte Scheiben. Jeder zieht zu seinen Nachmittagsvorhaben los. Ralf will auf Schusters Rappen die Nordspitze umrunden und über die Festung Hammerhus zurück. Fridtjof entschließt sich joggen zu gehen und ich begebe mich auf Fotosafari, was sonst. Die Langsamkeit des Lebens hier fällt auf, vielfach sitzen Leute auf Bänken im Örtchen und quatschen, sehr angenehm. In der Kirche hängt eine wunderschöne Kogge. Die Organistin, eine ältere Dame, sitzt an dem Tasteninstrument, leider wohl nur meditierend, da auch nach längerem Warten keine Töne erklingen. Schade eigentlich. Ich suche die Keramikwerkstatt, in der ich beim letzten Männerschnellsegeln auf der Ostsee einen schönen Kaffeepott erstanden habe, leider geschlossen. Schade eigentlich. Im Supermarkt wird noch der vom Kommodere höchst persönlich per Depesche bestellte æchte Bornholmer Sennep mit schwarzem Deckel (=stærk) geordert und zur Pier geschleppt. Soeben haben wir die 250 kg Senf auf der Herkules gestaut. Das Dingi, der Außenborder und der zweite Anker werden nun hier an Land bleiben müssen, um das Schiff nicht wegen Überladung in seiner Seetüchtigkeit zu gefährden. Schade eigentlich. Morgen schippern wir um die Nordspitze Bornholms und dann nach RØnne, unser Sprungbrett-Hafen in die Heimat. Heute ist schon Halbzeit der letzten Etappe. Schade eigentlich.

[mappress mapid=“108″]

2 Kommentare

  1. Das ist der Niedergang der Seefahrt! Ich bin dafür auch noch verantwortlich!! Früher brachten die Schiffe in Ihren Bäuchen Rum, Edelsteine, Seide, Gold und exotische Schönheiten von ihren Reisen mit nach Hause. Nun gibt es Senf! Verbuchen wir`s unter „edles Gewürz“. Also Männer, ich freu mich auf Bratwurst mit Sennep.
    Bis gleich! Atze
    PS: Grüße an die zuverlässig funktionierenden Synapsen. ;-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.