Segeln am Kraterrand

imageSegeln am Rande des Vulkans

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Auch wenn ich ein paar Tage nichts von mir habe hören lassen, die Mooring in den Tobago Cays hat gehalten und war sogar gratis: Die Park-Ranger haben nur freundlich gegrüsst aber nicht kassiert – ja – die Karibik steckt voller Wunder. Der Weg nach Union-Island, dem nächsten Ziel, könnte zwar kurz sein, aber die Durchfahrt durch die Riffe riskiert Claus lieber nicht, vielleicht auch, weil ich von einer Tour erzählt habe, die ich 1997 an Bord eines erfahrenen Karibik-Segler genau durch diese Passage erlebt habe und die leider mit korallenkontakt endete. Wir fahren also um Mayreau herum nach Clifton. Es ist ein Luv-Hafen, nur durch eine schmale Landzunge mit Riffs geschützt. Hinein in die Bucht und wir bekommen eine Mooring in der ersten Reihe, das heisst: Genau hinterm Riff, da wo die Kiter sich austoben. Union ist ein recht beschauliches Inselchen, Clifton ein sehr relaxter Ort. Weil Freitag ist, haben fast alle Läden zu, aber wir können in einer Snack-Bar typisch kreolisches Hähnchen futtern und schlendern zum Insel-Hospital hoch: Wer hier auf Station liegt, hat einen atemberaubenden Blick auf die Grenadines bis rüber zum Horseshoe-Reff und den Cayes.
Blöderweise verhakt sich am nächsten Tag, fünf vor Abfahrt, ein Kiter im Masttop und bricht dabei die elektronische Windanzeige ab. Die Betreiber der Kite-Basis sind aber so fair und fragen, ob alles ok ist. Ist es nicht und der französische Kiter schaut ganz bedribbelt, weil die Windanzeige richtig teuer ist. Auf Union-Island ist aber kein Ersatzteil zu kriegen, Claus wird bis Grenada bangen müssen, bis er Ersatz findet. Bei uns verzögert sich durch den Zwischenfall die Abfahrt so sehr, dass wir bangen, ob wir überhaupt noch bei Tageslicht Carriacou erreichen.

CARRIACOU

Die Insel gehört zum Staat Grenada, das heisst, hier müssen wir wieder einklarieren. Um 18 Uhr fällt der Anker in der Bucht von Hillsborough, Claus düst sofort mit dem Dingi zum Fähranleger, wo das Immigration-Office ist und schafft es tatsächlich, dass wir am Abend noch die gelbe Einklarierungsflagge wieder einziehen können, das heisst – wir dürfen am Wochenende an Land. Auf Carriacou fehlt es an besoffenen, streitsüchtigen und gröhlenden Einwohnern, wie sie sonst in jedem angelaufenen Hafen herumlaufen. Sie sind zwar ungefährlich, aber doch ein Kulturschock für meine zarte, harmonieliebende, europäische Seele. Ins Hillsborough ist es so friedlich und gemütlich, dass es fast schon langweilig ist: Aber – grandiose Sandstrände und die Cricketmannschaft sorgen für den richtigen Pep: Am Sonntag gewinnen die Hillsboroughs und machen hinterher ordentlich Dampf: Reggae und Bier gibt’s im Stadion, wir futtern Snacks vom Grill. Als die Fähre aus St. Vincent anlegt, wundern wir uns ein bißchen über den Stau am Ende der Pier: Alle Reisenden – und das sind ein paar Hundert, die im Sonntagsdress mit Rollkoffer ankommen – müssen am Ende der Pier warten, nur wir dürfen durch. Alle anderen müssen erst noch die Einreiseformalitäten erledigen.

GRENADA

Am Montag geht’s weiter nach Grenada, navigatorisch etwas anspruchsvoll: Zuerst müssen die Two Sisters, zwei Felsen, umrundet werden und danach wartet ein Unterwasservulkan auf uns: Kick’em Jenny Vulcan will uns auf Abstand wissen: Es gibt wohl schädliche Dämpfe und unberechenbare Strömungen über ihr – nur liegt sie eigentlich direkt auf unserer Route. Wir respektieren ihre Wünsche und umschiffen auch sie, hangeln uns an der Leeseite von Grenada runter bis St. George’s Town, Grenadas Hauptstadt. Hier ist alles sehr US-amerikanisch – das scheinen die Früchte der US-Invasion aus den 80ern zu sein. Es gibt mehrere Marinas, haufenweise Kreuzfahrtschiffe aber bedeutend weniger Yachties als zuvor: Schon vor Carriacou lag nur eine handvoll Yachten – sonst waren es immer gleich hundert bis zweihundert Nachbarschiffe. Der Supermarkt hat einen eigenen Steg für Dingis und die Packboys bringen unsere vertüteten Lebensmittel natürlich bis ans Dingi.
Die Westseite von Grenada ist ziemlich schroff, nur hin und wieder ein einsamer Strand. Die Ostseite hingegen ist voll mit Buchten und kleinen „Fjorden“. Hier liegen auch die Hurrican-Holes, also die versteckten Löcher, in die sich die Yachties in der Wirbelsturmsaison verkriechen: Eines davon ist St. David’s Harbour. Zwischen Mangroven und Dschungel liegt die Grenada Marina, hier sind alle Schiffe an Land und werden, mehr oder weniger emsig, wieder fit gemacht. Yachties wohnen auf ihren aufgebockten Schiffen und abends verkriechen sich alle ganz schnell, weil dann die Insekten die Macht übernehmen. Ein wunderbares Ressort mit bunten Häusern liegt direkt nebenan – aber verkommt. Der Security-Guard erzählt, die amerikanische Eigentümerin sei gestorben und jetzt interessiert sich kein Mensch mehr für die hübsche und stilvolle Anlage. Und auch ein paar Schritte weiter stehen die Zeichen auf Rezession: Eine halbfertige Straße, halbfertige Villen und dann ein paar fast menschenleere Traumbuchten. Es gibt schließlich ein Hotel mit sehr dicken oder sehr alten Gästen, Importe aus den USA, die hier höchstens zwei Wochen bleiben – jedenfalls trage alle eine gepflegte, käsige Haut über und unter dem Badeanzug und den XXXL-Shorts. Sicherlich ist Grenada eine schöne Insel – trotzdem will ich jetzt weg – nach TaT, Trinidad und Tobago. Endlich mal wieder Rechtsverkehr und kein Englisch mehr… mal sehen, ob LIAT (leave Island any time) mich rüberfliegt.
Übrigens: Claus sucht noch Mitsegler für den Pazifiktrip: www.sy-julia.de
Und noch ein Link für die Freunde klassischer Yachten, denn die Mistral sucht einen neuen Eigentümer: www.sy-mistral.com

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