Überall Ausländer

„Ich hoffe die können Deutsch…!“ sagt der Fernsehmann, als ich ihm den Namen unserer Untermieter buchstabiere und bemerke, dass es ein belgischer Name ist, um ihn mit der Reparatur unseres Kabelanschlusses zu betrauen. Nun will ich dem guten Mann nicht unterstellen, dass hinter der Aussage böses Gedankengut steckt, aber mir ist aufgefallen, dass auf unserer Reise bisher niemand verlangt hat, dass wir die jeweilige Sprache sprechen.

In Schottland haben wir die Lichtmaschine von einem pakistanischen Autoschrauber tauschen lassen. In Frankreich sind die Segel von französischen Segelmachern nachgenäht worden. In Portugal war ein Portugiese mit der Anfertigung eines Segelkleides für die Stagreiterfock betraut. Die Reparaturen auf den Kanaren haben Spanier gemacht. Die Behebung der Brandursache ist auf den Kapverden von Einheimischen erledigt worden. Jetzt in Guadeloupe sind Reparaturen von einem Kanadier, der auch eine französische Staatsbürgerschaft hat ausgeführt worden. Die neue Sprayhood hat ein Bretone montiert und die Badeleiter ist von einem Franzosen geschweißt worden. Der Motormann auf Teneriffa hat seinen Kumpel angerufen, der Deutsch konnte und dieser hat dann telefonisch gedolmetscht. Alles geht bestens mit Englisch, ein paar Brocken Spanisch und für „ün Bagett“ bekomme ich doch tatsächlich früh beim Bäcker ein Stangenweißbrot. Meine Lieblingssprache ist Kreolisch! Die kann jeder, man muss nur alle Worte aus allen Sprachen wahllos aneinanderreihen und dazu lächeln. Bitte, Danke und Guten Tag in der jeweiligen Landessprache freundlich hervorgebracht öffnen alle Türen. Der Rest geht fast wie von selbst.

Vorgestern sind wir von unserem kurzen Deutschlandaufenthalt zurückgekehrt. Auch da sind wir von Ausländern nicht verschont geblieben. Mein Cousin, Amerikaner, gebürtig in El Salvador mit seiner irisch stämmigen Mutter waren da. Meine Nichte „treibt`s mit einem Iren“. In unserer Wohnung wohnt ein nettes Paar, er Belgier, sie Deutsche mit jemenitischem Vater. Die gemeinsamen Kinder kommen in Leipzig zur Welt. In unserer Lieblingskneipe sitzen Briten. In Berlin bringt uns der türkische Taxifahrer zum Flughafen. Im Flugzeug nach Guadeloupe werden die deutschen, polnischen, belgischen, spanischen und französischen Fluggäste herzlich willkommen geheißen. Der schwarze Taxifahrer fährt uns wieder zur Marina. Ausländer über Ausländer! Und wir sprechen nur etwas Englisch, können uns unsere Brötchen kaufen und nach dem Weg fragen. Außerdem müssen wir englisch telefonieren und funken. Das ist, ob der Missverständnisse, oft ganz lustig. Denn der Andere kann das oft auch nicht viel besser. Der Fernsehmonteur hatte in der Schule bestimmt einige Jahre Englisch und seit 25 Jahren ist das ja keine „tote Sprache“ mehr, so dass „Deutsch sprechen“ bestimmt keine Voraussetzung für ein störungsfreies Bild sein kann. Nach unserem einwöchigen Abstecher ins kalte Deutschland, sind wir nun froh wieder Ausländer sein zu dürfen!!!

PS: Wir sind noch immer auf der Suche nach einem 4. Crewmitglied für die Überfahrt nach Europa. Wir starten Mitte Mai ab Nassau auf dem Bahamas und rechnen mit mindesten 4 Wochen bis Brest, wobei wir noch ein paar Tage auf den Azoren bleiben wollen. Flexibilität ist Voraussetzung. Wir suchen Freunde, Bekannte oder „wärmste Empfehlungen“!

4 Kommentare

  1. Liebe Ute, lieber Atze, schön wieder von euch zuhören. Ich hoffe ihr taucht schnell wieder ins karibische Leben ein und vergeßt, zumindest vorerst, den heimatlichen Handwerker. Beste Grüße darf ich euch von Dominik Lenk bestellen. Er wünscht euch eine schöne Reise und bedankt sich nochmals für den Löffel. Ich traf ihn auf der BOOT in Düsseldorf. Die Geschichte wurde am POGO-Stand natürlich noch mal ausführlich zelebriert ;-) Ahoi und ganz liebe Grüße! Tom

  2. Wat heißt ’n beneidend? Ute und Johann haben sich heute an einer Qualle beim Schnorcheln verbrannt, wir mussten duch einen Urwaldbach 2 Stunden bergauf waten und jetzt sitzen wir beim x-ten Sundowner in der Kneipe, glotzen Sonnenuntergang und versuchen Flüge von St. Martin nach Puerto Rico zu buchen weil die Jungs uns mit Boot nicht reinlassen wollen. Globste det is Spaß? ;-) LG Atze

  3. Na das hast du ja schön formuliert..;) Es war toll euch zu sehen und eure Geschichten live zu hören. Ich wünsche euch weiterhin eine wahnsinnig tolle Zeit. Vor allem jetzt, da ihr in Familie vereint seid und das zusammen erleben könnt. Ich beneide euch. Genießt es und ich freue mich auf weitere Berichte und Bilder.
    Die besten Grüße, auch von dem „getriebenen“ Iren.
    Eure Livia

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