Der Hafen in Tyborøn ist bei unserer Ankunft nur mit 3 weiteren Booten gefüllt. Ich freue mich, die Konkurrenz ist nicht sehr groß und wir haben endlich mal den längsten Mast im Hafen. Wir buchen 7 Nächte für insgesamt 42,00 Euro. In Kopenhagen zahlen wir das mittlerweile für 1 Nacht. Die Sanitäreinrichtungen sind picobello, es gibt Waschmaschinen und Trockner und eine riesige hochmoderne Küche, die wir zum Brot backen nutzen. Doch nach 3 Nächten vor Anker und 4 Tagen in Merino und Fleece entern wir erstmal die Duschen und bringen die Duschautomaten zum Glühen.
Wir warten in Thyborøn auf den Wetterwechsel und müssen von Norden einwehende Tiefdruckgebiete durchziehen lassen. Der Wind soll mit bis zu 40 Knoten aus Nord wehen. Natürlich wieder die Richtung in die wir als nächstes wollen. Die Überfahrt nach Norwegen steht an. Thyborøn liegt an der Nordsee und ist die westlichste Hafenstadt des Limfjords. Ein Hafen mit 7 Hafenbecken, Fischerei, Marineindustrie und Basis der Offshore – Industrie. Das Ortsbild ist geprägt von 70er Jahre Einfamilienhäusern im Bungalowstil und Gewerbehallen. Die „Thyborøten“ haben es strikt vermieden irgendwelches Grün auf ihre Grundstücke zu lassen. Entweder wird der Hof, gepflastert, asphaltiert, betoniert oder mit groben, scharfkantigen Steinen abgeschottert, damit sowohl der Grashalm als auch das Kinderfüßchen keine Chance zum Sprießen hat. Auch öffentliche Grünflächen wurden vermieden. Architekten machen um den Ort einen gehörigen Bogen. Straßen, Fußwege und Grundstücke bilden eine geschlossene optische Einheit. Die höchsten Erhebungen des Ortes werden durch die Bordsteinabsenkungen bestimmt. Viele Häuser stehen zum Verkauf. Die allgegenwärtigen Bunker- und Wehranlagen des deutsch en „Atlantikwalls“ aus dem 2. Weltkrieg runden das triste Bild vollends ab. Es gibt unzählige Elektrorollstühle. Die Fahrer treffen sich gerne auf der Mole zum Klönen. Die 1900 Seelen Gemeinde betreibt mehrere Pflegeheime. Es gibt kein WLAN, kein Fahrradverleih und keine Autovermietung, aber außer mit dem Auto oder Schienenbus kommt man ohnehin nicht nach Thyborøn. Mit Ausnahme einiger Segler. Und der Skipper läuft nur so weit, wie sein Schiff lang ist. Touristische Höhepunkte sind das „Sneglehuset im Sneglevej“, das Aquarium, das Kriegsmuseum und der Fischladen. Der Fischladen war vor 10 Jahren noch eine einfache Fischhalle, roch auch so, ist aber heute eine schicke Fiskebutik. An unserem letzten Ankerplatz hatte ich Makrelen Ceviche auf die Abendkarte geschrieben. Ute hat geangelt. Dann gab es Sardinen in Öl aus der Büchse. Jetzt gleichen wir unsere Mangelernährung in Sachen Fisch und Meeresfrüchte wieder aus.
Der erste Sonnenuntergang ist spektakulär. Wir verabschieden die Sonne mit besten Wünschen und dem Lenzen einer Flasche guten Rums. Um die Postkartenidylle komplett zu machen, schwimmen in Sichtweite Chewbacca, Leia und Tall Fin der untergehenden Sonne entgegen. Die großen Tümmler sind vor 5 Jahren von Schottland zum Limfjord umgezogen und mittlerweile Ernährer einer kleinen Armada von Touristenbooten die sowohl zur Delfinsafari als auch zur Seehundsafari mehrmals täglich neben uns ab- und anlegen.
Auch wenn wir nun mal einige Tage auf den passenden Wind warten müssen, so ist das Wetter der vergangenen zweieinhalb Wochen umwerfend gewesen. Es war fast immer sonnig, wir konnten den Limfjord diesmal zum größten Teil segelnd durchqueren und wir hatten ruhige Ankerplätze. Der fehlende Regen stört uns natürlich nicht, aber überall ist es staubig und die wenigen Grasflächen sind jetzt schon vertrocknet. Wir hätten nichts dagegen, wenn sich dieses trockene Wetter auch in den nächsten Wochen wenigstens ähnlich schön fortsetzen würde.
Kaum aufgeschrieben, belehrt uns „Njörd“, der Gott des Windes, des Meere, der Fruchtbarkeit und des Reichtums, dass er nicht nur sanft und mild ist, sondern auch Gewalten entfesseln kann. So erlebten wir unseren ersten Sturm mit über 50 Knoten – zum Glück im Hafen. Dennoch war es eine sehr ungemütliche Nacht. Freikerl neigte sich in den Böen so, dass die Gläser und Wasserflaschen vom Salontisch rutschten und anstatt der 4 Festmacher haben wir ihm 8 Leinen verpasst. Da wir nur wenige Meter vom Strand entfernt liegen, wehte uns der Wind den wunderbaren feinen Sand des Strandes aufs Deck und ins Cockpit. Die Laken haben nun auch eine Peeling-Funktion und wir pulen uns ständig Sand aus den Ohren und Augenwinkeln. Wir wissen noch nicht, ob unsere neuen Salonscheiben aus Acryl nun einen matten Sandstrahl-Ätzton aufweisen. Da es immer noch recht windig ist, lohnt sich eine Bootsreinigung erst morgen. Den Sand aus dem Cockpit werden wir in Säcken für unsere süße Enkelin aufheben, damit sie etwas zu buddeln hat, wenn sie uns im August in Schottland besucht.
Heute Nacht segeln wir nach Norwegen.
(Leider habe ich trotz chatgbt (Danke Charlie) es nicht geschafft, dass die Bildunterschriften mit erscheinen. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp…)




























Gute Fahrt, immer ausreichend Wind und ne Handbreit Wasser unterm Kiel wünscht Euch Ebbi aus Hannover ⛵️☀️🌬️
Wünsche eine gute Überfahrt und freue mich auf weitere Berichte. Liebe Grüße Tom
Euer Reisebericht machte mein Sonntagsfrühstück gleich viel interessanter. Es macht Spaß, euch so ein wenig begleiten zu können. Weiter so! Liebe Grüße von Susi
Auf gehts! Diese Gewässer gehören doch zu Freikerls „Heimatrevier“. Er wird sich erinnern.
Passt auf euch auf; Freikerl passt auf sich selbst auf.
Wir freuen uns auf die Berichte.
Handbreit!
Hmm, dann muss es wohl an dir liegen, haha.
Nur die richtige Frage wird die Antwort kundtun. Fast schon philosophisch irgendwie.
Naja, immer eine Handbreit Rum im Bauch und dann stört das auch nicht mehr.
Liebe Grüße auch von Tonya!