Blödwoche

Wir bleiben 2 Tage in Lemvig, einer wirklich netten Stadt, die bei den Touristen zu Recht sehr beliebt ist. Ausschlafen! Nach Leana in Stornoway auf den Äußeren Hebriden wird Ditte meine 2. Frisörin auf dieser Reise. Ich will nicht über mein Klischee der Frisörinnen schwadronieren, aber sowohl Leana als auch Ditte haben dieses ganz und gar erfüllt! Es war wieder wunderbar! 25 Minuten ununterbrochen Quatschen über woher, wohin, warum, Kinder, Wetter, Essen, Danke! Tschüss! Vielleicht sieht man sich mal wieder! Wer mich kennt, weiß, dass ich für Smalltalk gänzlich ungeeignet bin, und dennoch waren in es in beiden Fällen wunderbare Begegnungen. Auch wenn ich in den Händen unseres Familien-Coiffeurs Stefan am besten aufgehoben bin, liebe ich es immer mal wieder „fremd zum Frisör zu gehen“.

Wir finden einen Waschsalon. 2-3 Maschinen mit Trocknen sind fast ein tagesfüllendes Programm. Die Maschinen akzeptieren keine Kartenzahlung, also muss Hartgeld besorgt werden. Zack, ist eine Stunde rum. Zwischendurch gibt’s auch noch ein Kaffee. So verbringt der Langfahrer seine Zeit. Nach fast 3 Tagen sind wir dann auch so weit weiterzuziehen.

Am Mittwoch können wir nicht mehr warten. Im strömenden Regen machen wir die Leinen los, fahren zwischen den Molenköpfen hinaus, dann – Regen weg – Sonne da. Hätten wir noch 10 Minuten gewartet, wären wir trocken geblieben. Blöd! Der Wind belässt wieder mit 20-25 Knoten. Welle: 1 – 1,5 m. Wir surfen zur Oddesundbrücke mit 8 Knoten, nur unter Fock. Die Brücke öffnet immer 15 Minuten vor der vollen Stunde. Wir sind 25 Minuten zu früh, der Wind pfeift in Richtung Brücke, wir fahren unter Maschine dagegen an. Der Brückenmeister sagt uns über Funk, dass nach uns noch ein Boot verspätet kommt und er daher die Brücke erst 10 Minuten später öffnet. Ich bin sauer, der einheimische Schlepper hätte auch pünktlich losfahren können. Blöd. In der angeblich schönsten Bucht des Limfjordes auf der Ostseite der Insel Fur lassen wir nach 38 sm den Anker fallen. Nachts dreht der Wind auf Süd und eine unangenehme Welle raubt uns etwas Schlaf. Blöd.

Am folgenden Tag weht es unverändert mit Windstärke 5-6 aus Westsüdwest. Fock raus und vor dem Wind nach Osten gehalst. Es geht flott voran. Wir sind wieder zur Unzeit an der nächsten Brücke. Nach Anruf erbarmt sich der Brückenmeister und öffnet nur für uns mitten in der Schließzeit die Brücke, so dass wir der unangenehmen Legerwall-Situation entkommen können. Danke! In Aalborg legen wir noch ein sehr mäßiges Anlegemanöver hin. Nach wiederum 38 sm bei Starkwind sind wir durch ebendiesen. Irgendwie deute es sich an, dass das nicht unsere beste Woche wird.

Am nächsten Tag stocken wir noch unsere Vorräte auf und verlassen am Mittag den Hafen, um nach Hals am Ausgang des Limfjordes zu segeln. Der Wind ist frisch und wir lassen uns von der Genua durch den Fjord ziehen. Es geht flott voran und nach gut 3 Stunden sehen wir das Kattegat. Rein in den Hafen, einen Haken geschlagen und gegen den Wind an der Holzpier angelegt. So sollte es sein. Ute brüllt „Rumm, rumm“! Freikerl dreht, ich versteh die Aufregung nicht. Es kracht und ich verforme kalt unseren wundervollen Delta-Anker an einem Stummeldalben. Der Anleger wäre perfekt, wenn da nicht der verdammte Dalben im Weg gewesen wäre. Vierhundert Euro versemmelt. Ich achte immer auf Stromsäulen und Wasserhähne, die unserem Bugspriet zu nahekommen könnten, aber den minderwüchsigen Dalben habe ich übersehen. Naja, der Gin Tonic richtet das Ego wieder etwas. Und der Anker benötigt einen Schmied.

Zum Frühstück versuche ich mir beim Brotschneiden mit dem schärfsten Messer unserer Pantry 2 Finger abzutrennen. Selbst das hat nicht funktioniert… Nina meint, ich sei im Zerstörer Modus. Blöd.

Wind weg. Gestern ging es nach Mariager. Der fast 40 km lange Fjord soll etwas ganz Besonderes sein – sagt die „Yacht“. Der Nanni bringt uns 17 sm nach Süden zum Fahrwasser, der in den Fjord führt. Wir motoren durch das 25 m breite Fahrwasser. Auf beiden Seiten stehen die Vögel im vogelknöcheltiefen Wasser. So geht das fast 2 Stunden. Erst nahe der Brücke „Hadsund“ wird die Wasserschaft etwas interessanter. Dänisches Betongeld ist in schönen Wassergrundstücken angelegt. Aber wir brauchen noch fast eine Stunde, bis wir freies Fahrwasser erreichen und nicht mehr die Zunge gerade in den Mund nehmen zu müssen, um nicht zu stranden. Marigarer ist hübsch und der Fjord an dieser Stelle auch ganz ansehnlich, aber der Gedanke, dass wir wieder fast 4 Stunden bis zum Kattegat motoren müssen, macht mir jetzt schon schlechte Laune. Dafür hat es sich nicht gelohnt. Es ist nichts weiter als ein Binnensee mit einer langweiligen 3-stündigen Anfahrt. Da trösten auch nicht die Adler und Robben hinweg, die uns zuweilen begleitet haben. Heute soll es etwas blasen, und dann liegen wir jedenfalls gut geschützt. Dem Autoren der Yacht gehört trotzdem die Fresse poliert! Nicht unsere Woche! Blöd!

1 Kommentar

  1. Take it easy! Das Bier sah aber sehr gut aus was es dort gab 😉.
    Ich wusste bisher nicht mal dass es unterhalb des Limfjordes noch einen Fjord gibt.
    Schöner Bericht und gar nicht blöd 😊

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