Mariager ist doch ein ganz hübsches Städtchen mit alten dänischen Fachwerkhäusern, Kopfsteinpflaster und einer großen Klosterkirche. Auf einem Hügel gelegen und umgeben von einem bemerkenswert gepflegten sehr schönen Friedhof, thront sie über den Häusern der Gemeinde. Der Ort ist auch für sein Salzvorkommen bekannt, welches noch heute unter Tage abgebaut wird. So gibt es direkt am Hafen ein kleines Salzmuseum, in dem erläutert wird, wie Salz gewonnen werden kann. Ein 37 Grad heißes Salzwasserbecken mit 30° Salzgehalt verlockt zu einem Bad. Dem konnten wir nicht widerstehen. So hat sich der Besuch in Mariager doch noch etwas gelohnt.
Um die lange Motorfahrt am nächsten Tag etwas abzukürzen, verholen wir uns in das anderthalb Motorstunden entfernte Hadsund, wo wir direkt vor dem italienischen Restaurant „da Vinci“ an die Pier gehen und am Abend unseren 31. Hochzeitstag verfressen wollen. Mit Blick auf unseren Freikerl lassen wir uns Wein, Vorspeisen und Pizza schmecken. Alles sehr gut, so dass selbst die Rechnung unsere gute Laune nicht vermiesen konnte. Ja, nach 38 Jahren „Beziehung“ und 31 Ehejahren halten wir es immer noch gut miteinander aus, so dass ein halbes Jahr permanenten Zusammenseins uns nichts anhaben konnte. Ute war einmal 4 Stunden allein auf den Äußeren Hebriden wandern. Vielleicht war`s auch diese Auszeit, die unsere Beziehung zum Funktionieren braucht…
Über Grenaa fahren wir nach Aarhus unseren jungen Freund Cornelius zu besuchen, den wir auf der Reise getroffen haben und um die Stadt kennenzulernen, die 2017 Europäische Kulturhauptstadt war. Wir sind überrascht! Als zweitgrößte dänische Stadt mit etwas mehr als 300 000 Einwohnern präsentiert sich der Ort weltstädtisch, jung und modern. Die moderne Architektur ist allerorten zu sehen und man hat Mut zur Größe. So entsteht rund um den Hafen ein neues Bauwerk neben dem anderen. Ich denke oft an Leipzig und bedauere, das die Vorbilder der Leipziger Bauherren wohl mehr in Döbeln, Delitzsch und Dürrweitzschen zu finden sind. Mehr Mut wäre gut! Leipzig – Think Big!
Im Laufe von über 100 Jahren sind in der Museumsstadt „Den Gamle By“ mehr als 75 alte Gebäude aus ganz Dänemark gesammelt und original wieder aufgebaut worden. Ich war erst skeptisch und dachte an Disneyland, aber weit gefehlt. Das Museum präsentiert nicht nur die Gebäude aus mehreren Jahrhunderten bis heute, sondern belebt diese auch mit Möbeln und Hausrat aus jener Zeit, altem Handwerk, sowie originalen und funktionieren Telefonsystemen aus den 20er Jahren. Fast alle Häuser können auch innen besichtigt werden. Wege, Straßen und Gärten sind so angelegt, dass man nicht bemerkt an einem musealen Ort zu sein.
Gleich neben „Gamle By“ befindet sich der Botanische Garten mit sehr schönen Gewächshäusern und in Sichtweite das Kunst Museum „ARos“ mit dem bekannten Regenbogen Panorama. Unabhängig von der Kunstsammlung, ist das Gebäude architektonisch beeindruckend und das Regenbogen Panorama einzigartig und unbedingt sehenswert.
Auf den Straßen Aarhus`s, besonders bei dem sonnigen Wetter, herrscht reges studentisches Treiben. Die Cafés sind voll, das Leben findet auf der Straße statt. Überall sausen Fahrräder an uns vorüber. Der gesamte Verkehr ist neben den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Autoverkehr, von großen Fahrradwegen, Fahrradgaragen, Fahrradtunneln und Fahrradparkplätzen geprägt. Ich bin mir nicht sicher, ob der schottische Linksverkehr oder der dänische Fahrradverkehr gefährlicher ist. Ein Autotod geht vermutlich schmerzärmer und schneller.
Wir verbringen mit Cornelius und seinem Reisebegleiter Aksel 2 nette und lustige Abende auf dem Freikerl. Aber wir wollen weiter und der Heimat entgegenfahren.
Ein Kreuz mit der Kreuz
Seit Tagen gibt es entweder keinen Wind oder Wind aus südöstlichen Richtungen. Das ist genau die Richtung, in die wir fahren müssen. Am Morgen weht es kräftig mit 5-6 Beaufort. Wir verlassen den sehr geschützten Hafen und uns läuft eine überraschend hohe Welle entgegen. S`schbladaddert. Im 2. Reff und mit kleiner Fock geht es gegen Wind und Welle. Die 35 sm entfernte Ankerbucht erreichen wir bei untergehender Sonne nach 10 Stunden und 52 gesegelten Meilen. Freikerl kann nicht kreuzen. Bei den Wenden pumpt Freikerls Motorbilgenpumpe immer wieder größere Mengen Wasser in unser Cockpit, von wo es dann durch die Lenzrohre wieder ins Meer fließt. Es ist sehr beunruhigend. Wir kennen das Problem, haben aber bis heute keine genaue Erklärung dafür. Es hängt mit dem Kühlkreislauf zusammen, und tritt nur auf, wenn wir bei starkem Seegang motoren. Das Wasser ist warm und schmeckt salzig – also Seewasser. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt und als Ute mir latent auch noch die Schuld an unserer späten Ankunft gibt, da ich nicht in Samsö in den Hafen wollte, entflammte meine an diesem Tag recht kurze Zündschnur und wir streiten uns erstmalig auf dieser Reise. Aber die ruhige Nacht in dem schönen Naturhafen versöhnt uns wieder etwas und ein klärendes Gespräch am Frühstückstisch beseitigt die Dissonanzen gänzlich. Gut gelaunt, bei strahlendem Sonnenschein und Windstärke 4 aus SüdOst verlassen wir die Bucht, um nach 10 sm Nordostkurs zu wenden. Kurze Zeit später schieben uns Welle, Strom und der drehende Wind wieder so weit nach Norden, dass wir nach 20 gesegelten Meilen unserem Ziel nur 5 Seemeilen nähergekommen wären. Ich verdränge die Gedanken nach der Suche eines geeigneten Abwrackplatzes für unser Boot und werfe die Maschine an. Zum Glück ist der Wind nicht mehr so stark und die Welle moderat, so dass der Nanni den Vortrieb in die richtige Richtung nach Kerteminde bringt. Wir gehen im Stadthafen längs an die Mole und sind komplett allein hier, während die Marina nebenan gut gefüllt ist. Aber wir liegen gut und sind bester Dinge. Der Revierführer bemerkt, dass durch den Schiffsverkehr man manchmal etwas unruhig liegt. Gegen Mitternacht bockt Freikerl so, dass an ein Schlafen im Vorschiff nicht zu denken ist. Wir ziehen in den Salon. Ich lasche das Ruder fest und kontrolliere zwischendurch die Fender, welche gut hörbar an der Mole reiben. Gegen 0300 wird es besser und wir schlafen endlich ein. Um 0730 geht das Schauspiel von vorne los. Wir trinken einen Kaffee, laufen in die Marina und suchen uns einen passenden Liegeplatz. Zurück am Boot bockt Freikerl schon beängstigend. Leinen los und ab in die Marina! Nach dem Frühstück sehen wir uns das Schauspiel im Stadthafen nochmal an. Der Tidenhub hier beträgt ca. 20 cm. Der Kanal des Stadthafens mündet in einen dahinter befindlichen ca. 6 km langen See. Bei ablaufendem Wasser läuft die Gezeitenwelle gegen die Windsee aus SO, die sich mit 4 Beaufort auf etwa 0.4 m aufgebaut hat. Diese drückt dann in den Kanal und verursacht eine unangenehm stehende Welle, so dass der Stadthafen nicht nutzbar ist. Der Revierführer benötigt dringend eine Ergänzung.
Der Wind kommt auch in den nächsten Tagen aus SO. Es ist zum verrückt werden. Beeinflussen die Russen mit ihren Drohnen nun schon die Windrichtung! Für kommenden Samstag wird stürmisches Wetter mit Winden über 45 Knoten vorhergesagt. Wir wollen zügig nach Møn kommen, um bei passendem Wind bereit zu sein, die letzten Meilen in heimische Gewässer nach Rügen oder Hiddensee zu segeln.



















































Geht doch! 😃
Viel Erfolg für die letzten Meter! äh Meilen 😉
Liebe Grüße aus der Stadt der Liebe an die Liebenden!
Moin ihr beiden, der Wind ist nicht wirklich mit euch, aber ab Sonntag wird er endlich drehen und den Weg in die Heimat freigeben.
Bis bald!