Unser Liegeplatz in Kloster ist gut geschützt, auch wenn sich Freikerl in der Nacht zum Montag kräftig schüttelt, als der Sturm nochmal Böen von über 60 Knoten (111 Km/h) über den Dornbusch schickt. Den Ablauf unserer Spüle müssen wir mit dem Stöpsel verschließen, da der Wind durch den Ablauf drückt und es merklich zieht. Wir unternehmen kleine Ausflüge auf die Westseite der Insel, um dem Meer beim Brodeln zuzusehen. In Vitte gibt es im Hafen eine kleine Sauna und das Wetter ist perfekt, um sie zu nutzen. Daher ziehen wir am Dienstag ins 2 sm südlichere Vitte um. Zum Abkühlen muss man über die Notleiter ins Hafenbecken klettern. Aber der Hafen ist leer und es nieselt grau aus den tiefhängenden Wolken, so dass sich niemand an unserer nudistischen Einlage stört. Am nächsten Tag verholen wir uns nach Stralsund, damit wir gleich früh um 0820 durch die Ziegelgrabenbrücke fahren können. Die Nordmole ist in bemerkenswert rottigem Zustand und nur der Ansehnlichkeit und Freundlichkeit der Hafern-Mitarbeiterin, beim Bezahlen ist es zu verdanken, dass ich nicht nach Rattenblechen frage. Mittlerweile sind unsere Vorräte an Brot, Wein und Wasser erschöpft und wir trösten uns damit, dass wir am nächsten Tag alles in Greifswald auffüllen können. Die Sonne weckt uns früh, so dass wir rechtzeitig zur Brücke fahren. Wir drehen unsere Kreise und warten auf die Öffnung der Brücke. Jedoch tut sich zu gegebener Zeit nichts. Mit uns wartet noch ein weiterer Segler auf Durchlass. Der Uniformierte auf dem entgegenkommenden Boot der Schifffahrtspolizei brüllt herüber, dass die Brücke nicht öffnen kann und es auch ungewiss ist, ob diese in diesem Jahr nochmal angehoben wird. Wir warten seit einer Woche auf die Öffnung der Brücke und nun haben die Heinis das Ding bei der Wartung kaputtgespielt! Am Tag vorher hatten wir versucht, beim Brückenwärter über Funk auf dem angegebenen Kanal 67 anzurufen, aber niemand ging ans Funkgerät. Wir haben auch die Nummer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt gewählt, um zu erfragen, ob die Brücke tatsächlich wieder öffnet. Um 1030 kam nur die Ansage, dass wir außerhalb der Geschäftszeiten anrufen, diese seien nur zwischen 0800 und 1230… blablabla. Die Hafenmeisterin in Stralsund betätigte uns, dass die Brücke am nächsten Tag wieder öffnen soll. In Vitte und Kloster gab es nicht einmal den Hinweis, dass die Brücke wegen Wartung geschlossen ist. Nachdem uns das Polizeiboot die schlechte Nachricht überbracht hat, versuchten wir es nochmal über Funk auf Kanal 67. Der Mitarbeiter vom Polizeiboot geht ran und informiert uns auf Nachfrage, dass der Brückenwärter gar kein Funkgerät auf der Brücke hat. Wir können es nicht glauben! Allein im Kaledonien Kanal haben wir 29 Schleusen und 10 Brücken angefunkt und um Öffnung gebeten, im Limfjord und Mariagerfjord waren es 5 Brücken und dazu unzählige Häfen auf der Reise. Wir haben immer jemanden erreicht. Nun denn, wir nehmen es nach anfänglichem Unmut mit seemännischer Gelassenheit, denn der wichtigste Ausspruch an Bord ist:“ …na dann eben andersrum!“, da viele Dinge nicht beim ersten Versuch funktionieren. Wir müssen Rügen eben andersrum umfahren. Nicht nur Wasser, Wein und Brot sind alle, wir haben auch nicht mehr viel Diesel, daher gehen wir vorher an die nahe Bootstankstelle und lassen einige Liter Diesel in den Freikerl füllen. Lachend meinte der Tankwart, dass es eben immer einen Gewinner gibt und kassiert 324 € für die 150 Liter. Nächster Hafen: Sassnitz! 50 sm! Der Wind ist uns wohl gesonnen, die Sonne begleitet uns und um 1730 liegen wir an dem vollgeschissenen Steg des Hafens. Ein Hafenmeister ist nicht auffindbar. Ute ruft eine Telefonnummer an und der vermeintliche Hafenmeister gibt uns den Code für die Sanitärräume, sagt aber nicht, dass man für die Nutzung der Duschen extra Marken erwerben muss. Die Schläuche und Adapter am Steg sind schon abgebaut, so dass Wasser bunkern, nur mit dem 5 l-Kanister geht. Auf der Suche nach Brot scheitern wir an dem schon vor 1800 geschlossenen Inselmarkt. Wir gehen ins nahe Restaurant „Kutter 4“ und erzählen die Geschichte von der geschlossenen Brücke und bitten um 4 Brötchen für das Frühstück. Freundlich bekommen wir die Brötchen zum Gaststättenpreis verkauft. Mit seemännischer Gelassenheit lässt sich nicht jeder Groll ausgleichen. In den schottischen Häfen haben wir oft online oder beim Hafenmeister bezahlt, damit sämtliche Zugänge zu den Hafeneinrichtungen erhalten und wir haben uns immer willkommen gefühlt. In Dänemark zahlt man fast immer an Automaten, einen Hafenmeister vermisst man da aber ab und an doch, dafür kann man kommen und gehen, wann man will. Es gibt gute sanitäre Einrichtungen, Sundownerbänke, Grillplätze, etc., manchmal Kräuterbeete, deren Kräuter man zum Grillen nutzen kann. Alles funktioniert und man hat den Eindruck, dass es um den Gast geht. In Vitte hat sich in den letzten 20 Jahren nichts geändert, die Investitionen des Eigentümers gehen gegen Null, allerdings ist der jetzige Hafenmeister sehr freundlich. Ähnlich sieht es in Stralsund aus. Nachdem im Juli, das bereits im Mai geschlossene WC-Gebäude im Hafenbecken auf Grund ging, wurde der Platz mit weiteren Anlegemöglichkeiten aufgefüllt und es gibt nur noch die veralteten Sanitäranlagen für 300 Liegeplätze. Die Mole ist in erbärmlichen Zustand, wird aber für eine konstante Gebühr vermietet. Über Saßnitz habe ich mich schon ausgelassen. Es ist beschämend, wie mit dem Gast und Kunden umgegangen wird. Oft sind es Kleinigkeiten, an denen man die Wertschätzung gegenüber Gästen, durch die Betreiber der Häfen erkennen kann. In Vitte konnte nicht mal ein Gartenschlauch zur Sauna gelegt werden, um eine kalte Dusche zu betreiben. Dafür war eine Duschmarke im Saunapreis inkludiert, da diese selbst Kaltwasser nur gegen Zahlung abgeben. Zu allem Unmut kommt noch die mangelhaften Kommunikationsmöglichkeiten. Aber wir sind zu erholt, um im deutschen Meckermodus zu versinken. Wir sind freudig aufgeregt, wieder nach Hause zu kommen!
Am Freitag sind wir in Wieck zum Essen verabredet und freuen uns darauf mit netten Menschen in einem unserer Lieblingsrestaurants Essen zu gehen. Wind mit 5-6 Bft, der aber aus der richtigen Richtung kommt, pustet uns von Saßnitz am folgenden Tag nach Greifswald. Wie immer zum Schluss unserer Reisen ist die Überquerung des Greifswalder Boddens eine Herausforderung. Die Windstärke nimmt noch etwas zu, bei der Durchfahrt durchs „Landtief“ überlege ich, wieder umzukehren, da die See sich mit 1.5 m steil aufbaut und Freikerl nur noch in die Wellen kracht. Der Wind treibt das Boddenwasser Richtung Ostsee, die nicht zurückweicht und sich somit die steile Welle aufbaut. Aber nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Zum Glück dreht der Wind noch etwas auf Nord, so dass wir direkt Kurs auf Greifswald anlegen können und sausen mit 6-7 Knoten im 2. Reff und mit kleiner Fock unserem Ziel- und Heimathafen durch die aufgewühlte See entgegen. Bis auf einen weiteren Segler, sind wir die einzigen „Bekloppten in kleinem Boot“ auf dem Bodden. Die heimatliche Brücke öffnet wie versprochen nach etwas Wartezeit und wir erreichen am Nachmittag unseren Liegeplatz in dem Hafen, wo wir uns am wohlsten und willkommensten fühlen.
Zu unserer großen Freude bereiten uns Katrin und Torsten von der „Taras“ einen lieben und freudigen Empfang. Da ihr Boot schon hoch an Land steht, treffen wir uns auf dem Freikerl zum Kaffee, um ihren Streuselkuchen zu vertilgen. Habt lieben Dank! Das war großartig! Die Rippchen am Abend bei Jack & Richie`s waren wieder große Klasse und wir saßen in lustiger Runde bis der Kellner kassieren wollte. Da sind wir wieder!
Eine Nachlese kommt später!


















Willkommen zu Hause! Wenn ihr mal einen ordentlichen Hafen besuchen wollt, dann kommt doch bei uns an der weißen Elster vorbei! Da kommt ihr Warmduschen und auch Kacken für lau … 😃
Ärgert euch nicht auf den letzten Metern und seid froh, die Reise gut überstanden zu haben.
P.S. Eine kleine Kritik am Reisebericht: … es heißt nicht „wohl gesonnen“ sonder „wohl gesinnt“ – klingt Sch…, aber ist so, denn es kommt nicht von Sonne, sondern von Wohlsinn..
Das ist aber wirklich die einzige Kritik an euren sensationellen Reiseberichten, ich war immer Neugier und Freude bei euch!
Liebe Grüße der Heimatstadt!!!
Lieber Ulf, Du treuer Leser! Danke für die Einladung und den kritischen Blick auf meine Texte! Wir kommen auf das Angebot der Hafennutzung zurück. Ich habe nochmal nachgeschlagen. Wohlgesonnen geht, wird aber zusammengeschrieben! (Quelle: Duden und Synonymwörterbuch)
Liebe Grüße! Bis gleich! Atze
Nun habt ihr es geschafft. Lasst euch zu recht „alte Salzbuckel“ nennen, ihr Nordwasserratten.
Congrats! Well done!
Habt schon mal großen Dank für die informativen und sehr unterhaltsamen Texte und Bilder. Die angemessene Auswertung in trauter Runde muss noch ein paar Wochen warten.
Kommt gut und hoffentlich ohne lange Landkrankheit an.
Ahoi von uns; wieder aus 🇮🇹
Welcome back in Old-Germany und 1000 Dank für die tollen und interessanten Berichte und schönen Bilder ( irgendwie schade, dass jetzt nichts mehr kommt…!😢). Wünsche Euch eine gute „Eingewöhnung“ an Land 😉 und freue mich auf das versprochene Bier in Leipzig -irgendwann- lieber Atze (Hemingway der Nordsee) . Macht es gut , Euer Ebbi aus Hannover 🙋♂️
Hallo Axel, schön dass ihr wieder gesund gelandet seid. Deine Ausfûhrun waren immer lustig und informativ, deine Kritiken haben oft den Nahel auf den Kopf getroffen. Ich hoffe ihr könnt auch mit festem Boden unter den Füßen leben und wünsche euch alles gute. Bleibt gesund und unternehmungslustig, liebe Grüße, Frank
Willkommen in heimischen Gewässern!
Vielen Dank, dass wir mitfahren, teilhaben und einen Blick hinter die Kulissen werfen durften.
Wie schade, dass diese literarische Reise nun auch für uns zu Ende geht.
Doch wir freuen uns umso mehr darauf, euch bald wieder zuhause zu sehen –
und ganz besonders freut sich die 80 cm große Schreibblockade auf die Seebären und ihre Geschichten von den Wikingern.
Liebe Grüße von den Obermietern
Ihr Lieben,
schön das wir euch begleiten durften auf eurer Reise! Es hat wirklich Spaß gemacht die Berichte zu lesen. Wir freuen na schon auf Bär nächstes Treffen!
Herzlichst
Katrin und Torsten, SY Taras