Zickzack durch den Rigaschen Meerbusen

Endlich haben wir es mal geschafft, früh am Morgen so gegen 6 Uhr loszukommen. Es war bewölkt und der Wind kam aus nördlicher Richtung. Zum ersten Mal erforderten die Temperaturen und einsetzender Regen Ölzeug. Unser Plan war es, nach Kuivastu auf der Insel Muhu zu segeln. Das hätte uns ein ganzes Stück in Richtung Norden gebracht.Nach drei Stunden auf der Kreuz und noch 40 sm vor uns hatten wir die Nase voll und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Windstärke 4 und 1,5m kurzer Welle wurden wir wortkarg und gingen meditativ in uns. Also wurde unser Plan umgeschmissen und wir nahmen Kurs auf Kuressare. Die Stadt liegt auf Saaremaa im nordwestlichen Teil des Rigaschen Meerbusens. Irgendwann am Nachmittag lies der Wind nach und die Konversation setzte wieder ein. Zum Ende hin mussten wir noch die restlichen 20 sm unter Motor fahren. Die Ansteuerung des Stadthafens war gut betonnt, was in Angesicht der Untiefen notwendig war. Die 30 m breite Fahrrinne war flankiert von dem Aushub. Hunderte Möwen protestierten bei unserer Annäherung. Der für sein Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit bekannte Hafenmeister von Kuressare stand am Steg bereit. Wie wir später erfuhren, war er duch die Coast Guard informiert, die uns bei der Ansteuerung auf Kuressare kontrolliert hat. Die Hafenkulisse wird dominiert von dem alten festungsartigen früheren Bischoffssitz der Stadt Arensburg.

Den kaputten Spibaum übergaben wir am nächsten Tag dem Hafenmeister, der nach mehreren Telefonaten jemanden fand, der sich des Problems annahm. Also hatten wir Zeit für Sightseeing. Nagelneue chinesische Mopeds standen bereit. Los ging es. Das Gerüttle durch teilweise unbefestigte Strassen lockerte diverse Schrauben an unseren heissen Öfen, sodass mehrfach nachgeschraubt werden musste.

Im Büro des Hafenmeisters hängt nun ein Ciboney-Wimpel. Es muss aber gesagt werden, dass wir nicht die einzigen mit diesem Vorhaben waren, die sich mit ihren Wimpeln verewigt haben. Vom Hafenmeister bekamen wir für den nächsten Tag den Tip, einen kleinen Hafen an der Südostspitze Saaremaas anzulaufen. Das Problem war nur, dass der Hafen für die Herkules laut estnischer Seekarte zu flach schien und eine Ansteuerung fehlte. Aber man kanns ja mal probieren. Ein Telefonat mit dem dortigen Hafenkapitän und dessen Beteurungen, dass alles tief genug ist und auch Ansteuerungstonnen vorhanden sind, veranlassten uns, sich darauf einzulassen.

Es wurde ein Segeltag, bei dem wir voll auf unsere Kosten gekommen sind. 2 bis 4 Windstärken und eine dreistündige Flaute sorgten auf dem fast 50 sm langen Schlag für Abwechslung. Letztlich war alles so wie versprochen. Die Ansteuerung war unproblematisch und wir können von einem Hafen berichten, den Herr Joachim Heinrich nicht kennt. Wieder sind wir allein und geniessen die Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Sonne brennt auf den Buckel. Der Badesteg, den auch die örtlichen Schönheiten benutzen, liegt genau neben der Herkules. Ich sitze am PC meines neuen lettischen Freundes und versuche mit einer mir fremden Tastatur diese Zeilen zu hämmern. WIFI gibts nicht. Dafür kann ich mich aber am Tresen bedienen während er den Rasen mäht, was im Übrigen alle lettischen Männer ständig tun.

3 Kommentare

  1. Lieber Alex, das klingt ja alles sehr entspannt, ihr habt offensichtlich viel Spass, das Revier scheint seinem Ruf gerecht zu werden. Ich wünsche euch noch ganz tolle Segeltage und freue mich schon auf Fotos (wenn WLAN verfügbar ist). Halle hat wohl das schlimmste hinter sich. Die Pegel sinken, das Aufräumen beginnt. LG Tom

  2. Lieber Alex und Crew, schön von Euch zu hören, Ihr habt die Seemeilen wieder geschrubbt und wurdet durch die Abgeschiedenheit mit Badesteg-Ausblicken belohnt, beneidenswert, genießt die Zeit, wenn Ihr wieder kommt, ist hoffentlich auch am heimatlichen Segelrevier (Goitsche) Aufatmen angesagt, momentan zittern alle Bitterfelder, dass die Wanne nicht überläuft. Daumen drücken ist angesagt, viele Grüße und tolle Tage weiterhin … Handbreit
    Utz

  3. Schön zu lesen was ihr so erlebt, und meine vorstellungskraft macht den rest. Ich bin dann schonmal auf fotos vom törn und den örtlichen schönheiten gespannt.
    viele schöne erlebnisse noch.

    nico

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