Nun hat das planlose Leben ein Ende! Der Tidenkalender bestimmt unser Seglerleben. Als Segelschüler konnten wir die Wasserstände auf 3 cm genau berechnen, aber niemand hat uns beigebracht, dass in bestimmten Revieren die sich aus den Gezeiten ergeben Strömungen 1000x wichtiger und auch gefährlicher sind als die Höhe der Gezeit. Zum Glück hatten wir diese Erfahrung in Frankreich schon gemacht und uns war klar, dass dies in den „Islands“ ein wichtiger Bestandteil unserer Planung werden wird.
Wir verlassen also den Canal kurz vor ablaufendem Wasser, da wir nach knapp 10 sm durch eine 200 m breite Enge im Loch Linnhe müssen. Bei Nieselregen und ohne Wind motoren wir nach Süden. Es gewittert in den Bergen und am Horizont verschwinden diese hinter einem Vorhang aus Wasser, der uns entgegen zu kommen scheint. Wenige Minuten später weht uns der Wind mit knapp 40 Knoten ins Gesicht, wir stecken in einem Regenschleier, der keine 10 Meter Sicht zulässt und sind ca. 0,5 sm vor der Enge. Die Geschwindigkeit reduziert sich, wegen des noch vorhandenen Gegenstroms auf unter einen Knoten. Augen zu und durch! Mit offenen Augen geht es nicht, da der Regen wie Nadeln in die Augen schlägt. Unser norwegischer Freund Haakon von der „Yawl“ (wir nennen ihn so, weil wir seinen Namen nicht kennen) funkt uns an und berichtet von bis zu 50 Knoten Wind in der Enge und kommt uns entgegen geschossen. Wir drehen ab und machen in einer geschützen Bucht an einer Tonne fest um Luft zu holen. Der Gewittersturm ist kurz danach Geschichte und die Sonne schickt uns kitschige Regenbögen über`s Wasser. Es ist friedlich als ob nie etwas gewesen wäre. Das ist Schottland. Innerhalb kürzester Zeit ändert sich das Wetter und wir haben gelernt, dass wir uns immer auf alles vorbereiten müssen. Aber die Freude über die Sonnenstrahlen währt nicht lange und wir fahren, immer noch unter Motor, (wenig Wind aus SW) im strömenden Regen in eine Ankerbucht. Triefend hängen die Klamotten der nassen Besatzungsmitglieder in der Dusche und im Bad. Die Heizung läuft. Am nächsten Morgen können wir uns, kurz vor dem nächsten Regenguss, die Bucht ansehen. Wir sind das einzige Boot und ringsum steigen die Berge auf. In der nahen Fischfarm springen die armlangen Lachse und haschen nach ihren Antibiotika.
Ute, unser Trüffelschwein, wälzt Karten und Revierführer und findet so immer tolle Ankerplätze oder Häfen. Diesmal hat sie einen ganz besonderen Platz für uns gefunden. Bei zunehmendem Sonnenschein tuckern wir in den Easdale Firth. Ein kurzer Durchstich zwischen den Inseln Easdale und Seil. Es ist sehr flach und sehr eng. Aber wieder sind wir das einzige Boot an den 6 Tonnen. Wir pusten das Dinghi auf und setzen über. Diese Inseln waren früher der Hauptlieferant des allseits präsenten Schiefers, mit dem hier jedes Haus gedeckt ist. Überall gibt es Schiefer. Mauern, Wege, Deiche, Dächer – alles aus Schiefer. Die Sonne scheint und die Blumen blühen – herrlich. Abendbrot essen wir im Oyster – Pub. Es gibt Seafood und Argyll Venison. Ich frage die hübsche Kellnerin wie das ausgesprochen wird und sie antwortet wie es schmeckt:“oargeil“. Bisher hatten wir nicht viele Gelegenheiten den einheimischen Whiskey zu kosten. Es gab „Oban“ aus einer sehr kleinen und feinen Destille aus gleichnamigem Ort.
Unser Profiangler ist vollkommen unvorbereitet an Bord gekommen und will sich erst einmal im Internet informieren. Allerdings ist das nicht so einfach, denn an vielen Stellen haben wir nicht einmal Telefonverbindung. Also werden wir wohl Fisch kaufen müssen.
Heute sind wir bei Sonnenaufgang nach Crinan gefahren und haben die Strömung zwischen den Inseln etwas unterschätzt. Freikerl ist mit bis zu 10 Knoten durch die Strudel geschossen und war fast nicht zu halten. Beim nächsten Mal schau ich mir das besser an. Wir liegen nun im malerischen Vorbecken des Crinan Canals, der die Peninsula of Kintyre quert. Nochmal geht’s durch einen 39 km langen Kanal mit 15 Schleusen. Diesmal wird es richtig eng und die Schleusen sind selber mit der Hand zu bedienen. Da können sich die lieben Kleinen in „Atzes Children Holiday Paradise and Adventure Ltd.“ mal richtig austoben.
Hallo Ihr Lieben,
Eure Berichte sind eine tolle Einrichtung und sie machen uns froh. Die Bilder sind herrlich! Oft sind wir in Gedanken bei Euch und wir stellen uns vor, was natürlich nicht richtig gelingt, welche Abenteuer Ihr gerade erlebt. Hier ist es brütend heiß, fast nicht mehr zu ertragen. Sonst ist alles i. O., auch bei Euch zu Hause. P. geht es ganz gut.
Bleibt froh und unternehmungslustig!
Liebe Grüße an die gesamte Crew.
Eure A. und P.