Lanzarote empfängt uns mit angenehmer Wärme und Sonnenschein. Direkt vor der neuen Marina gibt es eine Autovermietung, die uns den Focus für 32,00 € am Tag incl. aller Nebenkosten, Versicherungen und zusätzlichen Fahrern vermietet. So düsen wir 2 Tage über die Insel und sehen uns die touristischen Highlights an. Wundervolle Höhlen, Vulkanfelder, phantastische Ausblicke auf die Nachbarinseln, bizarre Küstengebilde aus erstarrten Lavamassen, kleine Dörfer, Weinberge, wo einzelne Rebstöcke der schwarzen Vulkanschlacke die nötigen Feuchtigkeitströpfchen entlocken und die allgegenwärtigen Hinterlassenschaften des „Genaralinseldekorateurs“ Cesar Manrique – 70er Jahre Kunst, z.T. dekorativ und nett, aber allgegenwärtig. Jeder Kreisverkehr der Insel wurde von ihm gestaltet. Bemerkenswert ist seine Architektur, insbesondere der Mirador del Rio im Norden der Insel mit wundervollem Ausblick.
Am dritten Tag kam der Bastel-Junkie in mir durch. Lange hatte ich es vor mir hergeschoben – der 2. Wassertank musste noch abgedichtet werden, und so habe ich Ute und Anders zum Wandern in die Berge verbannt um genüsslich den Salon wieder einmal auseinanderreißen zu können. Wieder hatte sich ein Hobbyhandwerker vertan und den Wassertank an den Kanten beim „verputzen“ zu sehr geschwächt, so dass dieser das Wasser nicht mehr halten konnte. Also überlaminieren! Bei der Überfahrt nach Teneriffa schien er dicht …
Wir verholen uns in den Süden der Insel und lassen Freikerl und uns 3 Tage an verschiedenen Plätzen am Anker schwoien. Manchmal, wenn uns zu warm war, ging`s ins Wasser, ansonsten haben wir uns meist aufs Atmen und Essen konzentriert. Erstmals seit dem Start unserer Reise hatten wir keinen Druck irgendwelche Wind – und Wetterfenster erwischen zu müssen und konnten richtig faul rumhängen. Aber wir sind alle drei nicht dafür gemacht dies zu sehr auszuweiten und so haben wir beschlossen nach Teneriffa zu Segeln und die Insel zu erkunden. Inzwischen haben wir uns an längere Schläge gewöhnt und so schrecken die 130 Seemeilen nicht. Wieder hatten wir einen herrlichen Nachttörn mit endlosem Sternenflimmern und Sternschnuppenregen. Der Wind war bescheiden und hat „Freikerl“ gerade so auf die obligatorischen 5 Knoten beschleunigt. Nur auf den letzten 10 Meilen verriet er uns mit 6 Beauforts, dass er nur geschlummert hat. Die Marina in Santa Cruz de Tenerife ist seit mehr als 10 Jahren im Bau, hat aber gerade wieder einige Fördergelder bekommen, so dass die Rüttelplatten und Schwarzdeckenfertiger von früh bis spät rütteln und fertigen. Im Hafen liegen Schiffe aller Größen und Preisklassen, mit Besatzungen aus aller Herren Länder. Zwei Schiffe als „School on Sea“ sind auch dabei. Je 30 junge Leute im Alter von ca. 17-19 Jahren absolvieren ein Schuljahr auf See. Die Amerikaner waren im Mittelmeer unterwegs und sind nun auf dem Rückweg in heimatliche Gewässer um Weihnachten zu Hause verbringen zu können. Wundervolle Klassiker, Traditionssegler und moderne Megaracer liegen u. a. neben der Motoryacht (Brave Goose of Essex) des kürzlich erschossenen „Goldfingers“ John Palmer.
Wir treffen immer wieder Segler, welche mit uns schon seit Brest unterwegs sind. Die meisten haben das gleiche Ziel – Karibik. Ich denke es wird dort voll werden. Es gibt immer ein Schwätzchen zu halten und man hilft sich auch gegenseitig, wenn einer mal in den Mast hoch muss.
Unser dänischer Mitsegler und Freund Anders ist heute von Bord gegangen und wird die nächsten Tage in den Bergen Teneriffas wandern. Wir haben 3 Wochen miteinander verbracht. Es hat uns großen Spaß gemacht und wir würden uns freuen, wenn er den Törn nach Gran Canaria mit uns unternimmt. Wir haben ihm auch angeboten, dass er auf Rückweg über den Atlantik ein gern gesehenes Crewmitglied sein würde. Mal sehen …!
Wir haben noch einige Dinge zu organisieren. Ein zusätzliches Solarpanel wird montiert und der Raymarineservice soll auch nochmal an Bord kommen. Heute haben wir versucht in Las Palmas einen Liegeplatz für die Zeit nach der Abreise der ARC zu buchen. Das ist uns leider mit dem Hinweis, dass die ARC im Hafen ist abgelehnt. Dieses Verhalten ist uns schon öfter in Spanien begegnet. In Arricife sind wir mit dem Hinweis eingecheckt, dass es nur 2 Tage geht, da der Hafen zu voll sein. Am 3. Tag verließ die Minitransat die Marina und 30 – 40 Liegeplätze waren frei und auch bei unserer Abreise nicht besetzt. Aber das haben wir schon im Vorfeld gelesen und so schockt uns das nicht. Ansonsten muss mit einem Vorurteil unseren südeuropäischen Freunden gegenüber aufgeräumt werden. Spanier und Portugiesen ackern zu Tagezeiten, da würden wir Deutschen nicht einmal darüber nachdenken. Samstag und Sonntag geht`s oft durch und meistens sind sie freundlich und hilfsbereit – auch wenn ab und an der Versuch unternommen wird, die Arbeit nicht noooch mehr werden zu lassen. Wir Deutschen sind hier oft als „Squareheads“ verschrien, weil wir eine 18 mm Festmacherleine in einer bestimmten Farbe haben wollen, damit sie zu den übrigen Leinen passt. Und da geht eine 16 oder 20 mm Festmacherleine gar nicht! Nicht einmal wenn wenigsten die Farbe passt. Was? Die Bestellung der passenden Leine dauert 2 Wochen ….?
Unser Leihwagen ist bestellt (Farbe egal) und ab Donnerstag werden wir auch für einige Tage in die Berge ziehen und uns die Insel von oben ansehen. Mal sehen, ob der Teide uns auf 3718 m mit sonnigem Wetter begrüßt?
Hey Autze,
jetzt haben wir Freikerl endlich mal wieder segelnd gesehen und mit Sonne, Wind und viel blau. Olé!
Hier steht die Welt Kopf, Paris ist dichter an Leipzig dran als an den Kanarischen Inseln. Düster ist es hier geworden und wie erquickend ist dann, zu euch zu jumpen. Hat Ute einen Sonnenbrand und Atze keine Rasierklingen mehr? Habt ihr Funk-Kontakt zu den Hoppijul-Kreuzfahrern? Werdet ihr die Tour um ein paar Jahre verlängern?
Schickt uns Sonne und Lebenfreude!
Handbreit!
holger
Tja, ein paar Jahr zu verlängern wäre eine Idee, die es zu überlegen gilt…gerade weil die Welt aus den Fugen gerät! Sonnige Grüße! Autze