Ich erzähle unseren Liegeplatznachbarn – einem sehr netten pensionierten Ärzteehepaar aus Wiesbaden – auf Lanzarote von unseren Reiseplänen und unseren Zielen in der Karibik. „Da bist Du aber leider 40 Jahre zu spät. Die Karibik ist nicht mehr das was Sie mal war.“ antwortet er mir. Er hat gut reden, mit der Gnade der westlichen Geburt und einer flotten „Amel Maramu 52“ auf den Kanaren. Er versteht auch unseren „Nachholbedarf“ und die Gier, die Welt zu sehen. Er hat Recht. Die Karibik ist immer noch wunderbar, sonnig und warm. Aber sie hat sich schon innerhalb der letzten 3 Jahre verändert. Alles ist viel voller, teurer, schicker, lauter und kommerzieller. Wenn man nicht aufpasst, wird man vom Cruising Guide nur zu den touristischen Hotspots geführt, obwohl es noch einige authentische und normale Orte gibt. Die Karibik weiß sich zu verkaufen!
Auf St. Lucia werden wir mit dem Wassertaxi in 4 Minuten über die Rodney Bay chauffiert. 8 €uro/Kopf, 7 Gäste sind in dem kleinen schnellen Boot. Kein schlechter Umsatz für 4 Minuten. So geht es den ganzen Tag. Doch bei dem Lenker des Gefährts bleibt nix in der Tasche. Keine Sozialversicherung, keine Arbeitslosenversicherung, keine Altersvorsorge! Die Restaurants sind teuer. So erleben wir das auf vielen unserer Stationen. Der Segelmacher unserer Sprayhood nimmt 56,00 €/Std. und der Elektriker 65,00 €/Std. Die Preise im Supermarkt liegen meist weit über europäischen Preisen. Verglichen mit dem sichtbaren Lebensstandard der meisten Einheimischen beschleicht uns das Gefühl eines ziemlichen Ungleichgewichtes.
In Basseterre auf St. Kitts wird die Handelsmoral von Kreuzfahrtschiffen versaut. Die gesamte Zuckerrohrwirtschaft liegt seit Jahren am Boden. Dafür liegen jetzt täglich zwischen 2 und 4 Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Jeden Tag walzen 10 000 Touristen durch das Dorf, dass extra eine Mall zur „Touristenmolkerei“ erbaut hat. Jeden Tag bleiben Millionen Dollar in den Geschäften, bei den Taxifahrern und in den Restaurants. Wir vereinbaren eine Inseltour mit unserem schwarzen Taxifahrer Leopold Joseph. 90 Dollar von 10 bis 16 Uhr. Ok. Batikzentrum, Fort Brimstone Hill und Strand. Der Strand ist nicht besonders schön und wir bitten ihn, uns zu dem 5 km entfernten Strand zu fahren. Er fordert dafür 25 Dollar zusätzlich. Zähneknirschend willigen wir ein. Als wir da sind will er sofort das Geld haben und fordert weitere 25 Dollar für den Rücktransport. Wir sind sauer. Aber er hat unsere Gasflasche im Kofferraum und ich will damit nicht an den Strand. Also zahlt der „weiße, reiche Mann“ – so denk Leopold. Mit dem Zahlen er hat Recht! Wir wollen wenigsten noch einen korrekten Umtauschsatz von Dollar in Euro rausschlagen, auch darauf will er sich nicht einlassen. Er ist daran gewöhnt, dass seine Kunden nie wieder kommen. Wie lange hält noch der Kreuzfahrtboom?
Behörden: Im Allgemeinen wird der karibische Beamte und Uniformträger durch unser Erscheinen in der Lektüre der neuesten Nachrichten auf seinem Handy oder beim Sehen einer amerikanischen Serie gestört. Das lässt er uns auch spüren. Langsam und gemächlich geht er seinen Pflichten unwillig nach. Auf St. Kitts teilen uns die Einreisebehörden mit, dass Karls Reisepass bei Interpol als gestohlen gemeldet ist. Worst case! Eigentlich darf die Crew erst nach dem Einklarieren von Bord. Familie Groß geistert aber schon durch die Stadt und ist nicht telefonisch erreichbar als die Damen fordern, dass der Junge persönlich erscheinen soll. Ute stürzt zur Suche los. Letztlich sind sie freundlich und lösen das Problem mit Telefonaten und Humor beim Erscheinen der vertrauenswürdigen Familie. Wir sind freudig überrascht. Selbst auf unserem Kurztrip nach Puerto Rico stellen wir fest, dass sowohl die holländischen Behörden als auch die amerikanischen Jungs vom U.S.Customs überraschend freundlich sind. Jedenfalls haben wir nun amerikanische Einreisestempel in unseren Pässen und hoffen, dass uns dies die Türen zur Einreise mit dem „Freikerl“ öffnet.
Wir sind auf St. Martin, haben endlich Nina an Bord und wollen weiter auf die B.V.I..
wow, was für ein Abenteuer! Wir hätten nicht gedacht, dass Kreuzfahrten so den Markt versauen – aber ich denken nach deinen Worten ist jede Hilfe zu spät! Trotzdem genießt die Zeit, einen lieben Gruß an Nina – ein tolles Bild! Und auch wenn wir nicht die Gnade der westlichen Geburt haben, so können wir doch improvisieren und finden die schönsten Ecken der Insel mit Karte und Kompass bei einer Schnitzeljagd! In diesem Sinne, Freundschaft!
PS: wir zählen 2 Wochen Rückwärts ab jetzt, dann sind wir zu dritt :-)
Hi Ihr Drei,
würdet ihr uns einen Gefallen tun und irgendwo auf den BVI einen Briefkasten für Ciboney montieren und Adresse notieren? Wünsche euch viel Spaß zwischen Piratenrevier und Steueroase.
Handbreit!
holger