Es ist fast nicht zu glauben! Ensenada Honda ist unsere Bucht – wir sind allein! Der Wind weht mit 25 Knoten und schiebt eine unangenehme Welle gen Westen. Darauf haben wir keine Lust und beschließen den ganzen Tag im türkisgrünen, trüben Wasser, ruhig zu schwoien. Ich lese 200 Seiten in dem Buch, welches mir „de Schlotten“ zum Fuffzigsten vermacht hat. (Für 1000 Dollar um die Welt) Danke! Klasse!
Am Morgen hat der Wind noch nicht wesentlich nachgelassen und wir lichten den Anker um nach Esperanza zu fahren – 7 sm. Die Genua schaukelt uns durch die achterliche See. Wir müssen uns die „Cruising Licence“ besorgen. Wir hängen uns an eine Mooringtonne, lassen das Dinghi zu Wasser und den Motor herunter um, an Land zu kommen. Wenige Häuser und Container stehen am Strand. Wir fragen nach einem Taxi zum Flughafen und der Fahrradvermieter kümmert sich freundlich darum. 15 Minuten später stehen wir auf dem Rollfeld, von dem die kleinen Propellermaschinen aus Lilienthals Zeiten starten und landen. Das Büro der US. Customs und Border Protection ist verschlossen. Die gelangweilte, aber freundliche Dame an der Touristeninformation (ein Fass als Counter) teilt uns mit, dass die Beamtin nur mal für 20-25 Minuten in die „Stadt“ gefahren ist und gleich wiederkommen würde. Ich vertreibe mir die Zeit mit einem Corona! Als sie dann endlich wiederkommt, füllen wir unser altbekanntes Formular zum 5. Mal aus! Trotz unseres 39 minütigen Telefonates aus dem deutschen Funknetz hatte sie keine Informationen darüber bekommen, dass ein deutsches Segelboot in den Gewässern der USA kreuzt. 40 Minuten später und 47 Dollar ärmer erhalten wir die heilige „Cruising Licence“, die uns berechtigt, 1 Jahr lang in amerikanischen Gewässern zu segeln. Erschöpft rufen wir uns ein Taxi und fahren zurück zu unserem Dinghi. Wir sind nun endgültig drin! Aber Jamaika ist unser nächstes großes Ziel und wir wollen schnell weiter, obwohl die Insel Vieques wunderbare Ankerbuchten zu bieten hat und völlig leer ist – Heimatrevier? Also ziehen wir die Segel und fahren nach Puerto Rico in die Marina Las Palmas del Mar.
Der Kurs nach Puerto Rico ist ätzend, der Wind lässt nach und die Welle versetzt uns ständig von der einen auf die andere Seite. Ich bekomme nach 3 Stunden einen cholerischen Anfall, beschimpfe die Götter, Präsidenten und Gouverneure. Seit den Kapverden haben wir keinen einzigen Delfin gesehen und schon lange keinen Fisch mehr gefangen, außerdem können die „detschen Amis“ nicht mal guten Wind machen u.s.w., u.s.w.. Wenige Minuten später taucht in der Einfahrt zur Marina ein stattlicher Delfin neben uns auf und begleitet uns zur Hafeneinfahrt, die nur mit Vollgas zu nehmen ist, da uns die Welle sonst quer versetzt. Rasmus und Neptun begleiten uns doch…
Dann die Überraschung: Der Hafen ist völlig leer!
Der örtliche Yachtclub scheint alle Mitglieder an die Mole gerufen zu haben, denn wir werden von 5 Leuten begrüßt, die unsere Leinen schnell übernehmen und an der Pier belegen. Ab jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen! Diese Gastfreundschaft und Freundlichkeit bringt mich noch um. Wir sind die Attraktion im Hafen, die Yachtclubmitglieder sind von unserem Boot und der Tour begeistert. Morgen soll unsere Gasflasche durch den Clubservice gefüllt werden, wir sollen einen Adapter für unseren Landstromanschluss bekommen und alle umliegenden Yachties bieten uns ihre Hilfe an. Die spinnen die Amis! Morgen wird ein harter Tag!
Das Taxi bringt uns zum Walmart und wir strapazieren unsere Kreditkarte ordentlich. Die Marina liegt in einem furchtbar schicken Resort, und es wimmelt nur so von Sicherheitsdiensten und Personal. Eigentlich gar nicht unser Ding, aber als der Einkauf zum Boot per GolfCar gekutscht wird ist das doch wunderbar bequem. Dennoch können wir uns den Luxus eigentlich nicht leisten, und so geht es morgen früh weiter nach Ponce. Dort werden wir unseren „US-Beamtenentzug“ mit der Ausklarierungszeremonie bekämpfen. Endlich wieder Papiere für NIX ausfüllen.
Wir wundern uns, warum der Hafen so leer ist. Der Hafenmeister erklärt, dass hier viele „Snowbirds“ ihr Domizil haben und im Winter mit ihren Booten unterwegs sind. Ich stelle fest, dass wir ja auch irgendwie „Snowbirds“ sind… Jedenfalls ist diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht gut für meine Vorurteile!
(Gas haben wir nicht bekommen und auch keinen Adapter für amerikanische Stromzapfsäulen, aber alle haben ihr Möglichstes gegeben.)
Sind über euer Logbuch gestolpert, ihr Lieben! Seid also von Herzen gegrüßt, wo auch immer ihr gerade seid. Was ihr da macht, ist klasse. Meldet euch doch mal, wenn nicht gerade alle in die Wanten müssen. Hannes & Friederike
Hallo,
deine Nichte ist heute abend bei mir in meiner Gaststädte. im Gespräch ist heraus gekommen das wir beide Segler sind. Gruß von deiner Nichte und von mir und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.