Sch(l)ussfahrt nach Danzig

Rasmus will uns nochmals eine Freude bereiten und schickt uns mit halben Wind auf die Reise nach Danzig. Gennaker raus! Bei phantastischem Sonnenschein und wenig Welle fahren wir durch die Danziger Bucht unserem Etappenendpunkt entgegen. Nach gut 3 Stunden nehmen wir vor der Hafeneinfahrt die Segel weg und tuckern dem Stadthafen entgegen. Am Denkmal auf der Westerplatte dippen wir die „Nationale“ und fahren neugierig weiter die 3 sm durch Industriehafenanlagen und Werften vorbei. Alles macht einen funktionierenden Eindruck. Es ist heiß und wir stellen fest, dass die Temperaturen in den letzten beiden Tagen um 20 Grad gestiegen sind. In der Marina Gdansk angekommen, liegen wir genau gegenüber des berühmten „Krantor“. Es ist ein tolles Gefühl inmitten dieser wunderbaren, mittelalterlichen Stadt zu liegen. Die Logge steht bei 332 gesegelten Meilen. Am Abend erkunden wir noch etwas die Altstadt und verschaffen uns einen groben Überblick über die Sehenswürdigkeiten. In Ute haben wir immer eine perfekt vorbereitete Reiseführerin. Sie versorgt uns mit dem nötigen Faktenwissen über historische Daten bis hin zu Höhenmetern, Ausdehnungen, Anzahl der Gewölbebögen, architektonischer Vorschriften der alten Hansestadt und persönlicher Lebensdaten der stadtbildprägenden Kaufleute. Für das Abendessen nehmen wir eine Empfehlung aus dem Reiseführer auf und suchen das Restaurant „Gdanzk“. Von zwei mit Kniehosen und Wamsen gekleideten jungen Herren werden wir ins Haus gebeten und nehmen auf gedrechselten Eichenstühlen an pompös gedeckten Tischen platz. An den Wänden hängen Ölschinken, von den Decken Schiffsmodelle und Tiffanylampen. Alles ist plüschig und kitschig. Wir überlegen wieder zu gehen, den das entspricht so gar nicht unserem Stil und unseren Vorstellungen. Aber wir bleiben und haben ein hervorragendes Essen mit gutem Service. Der Reiseführer hat nicht zuviel versprochen. Er hat nur den Auftritt einer nicht mehr ganz so jungen Operettensängerin verschwiegen. Die Lerche trällerte zum Recorder und begleitet sich auf dem Akkordeon zu heimatlichen polnischen Weisen. Wenn wir auch anfänglich etwas abgeschreckt waren, so können wir das Restaurant empfehlen – zumindest als positives Erlebnis.

Durch Holger und Kirstin angeregt, hier ein kleiner Blick in unsere Bordküche. Meistens kocht Ute, da wir Kerle es ihr ohnehin nicht recht machen können. Wir dürfen helfen … Im Allgemeinen versuchen wir die regional erhältlichen Zutaten zu verwenden. Aber wir suchen auch mal das einheimische Restaurant auf. Heute haben wir 1,7 kg Entrecot und 1,5 kg Spargel auf dem Markt gekauft und dafür 15 €uro bezahlt. ES GIBT FLEISCH!!! Für drei Leute sollte das reichen. Dazu eine kleiner Tomatensalat fürs Gewissen und roten Wein für die Plautze. Bisher gab es Auflauf, Dorsch auf dem Gemüsebett, Kartoffelsuppe, Räucherfischplatte, Königsberger Klops, Soljanka, Spagetti Bolognese und dazu immer Salat. Wir mussten also nicht darben, zumal immer so viel übrig war, dass es am nächsten Mittag noch für ein Snack gereicht hat.

Den Sundowner gabs auf der „Jule“. Swantje und Christian sind auch in gleicher Richtung unterwegs und haben uns ihre restlichen Zlotys vermacht. Dafür gabs ne Flasche Wein als Dank von uns und ein gemeinsames Bier in der selbst versinkenden Plicht der Mariaholm. Bei 6 Erwachsenen ( wobei ich wohl sogar für zwei zähle) gibt’s da schon mal nasse Socken. Gute Reise! Herkules folgt Euch!

Fotos werden nachgereicht. Die  kostenlosen Internetverbindungen sind toll, aber nicht sonderlich stabil. Hier haben fast alle Gemeinden und Einrichtungen ihr eigenes kostenloses Wifi. Das sollte für Deutschland beispielgebend sein!

 

 

3 Kommentare

  1. Highway to Hel, Sch(l)ussfahrt nach Danzig – wow – das sind Vorgaben für den schmalen Rest der Runde. Takeln vor Tallin? Ich bin ja gespannt ob das Niveau zu halten ist. Władysławowo – das schmerzt natürlich. Ich komme drüber weg. Wahrscheinlich hat mich vor 40 Jahren auch eher dieser wunderbare Name beidruckt, vergisst man ja nicht, wenn man das erstmal ganz stolz sprechen kann. Schön was ihr über Danzig schreibt. Und auf der „Jule“ wäre ich ja auch gern dabei gewesen. Die beiden waren gut drauf.
    Gute Tage noch und gute Reise in beide Richtungen.

    Ahoi, Jens

    PS: Die Ra-Käthe liegt hier als schlechtes Gewissen im Hof rum … und auch das kommende Wochenende sind wir schon wieder auf Reisen.

  2. Lieber Kommodore, vielen Dank für die tollen Reisebeschreibungen, da müssen sich die weiteren Crews verbal mächtig strecken, gute Heimreise und an Nico & Crew alles Gute, tolle Eindrücke auf der nächsten Etappe, Handbreit … Utz
    PS: Hiddensee heute 23 Grad, wolkenlos, 3-4 Bft aus Ost

  3. Ha, die Jule, Marieholm26, war mal ein Charterschiff, mit dem ich in jungen Jahren die dänische Südsee bis hoch nach Samsö unsicher gemacht habe. Bin mal gespannt, ob sich die Wege der Herkules und Jule noch kreuzen.
    Schließe mich den Voreinträgen an: Waren tolle Berichte von der Startcrew, weiter so!

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