Finnische Riviera

Der Wind pfeift aus Nordwest durch die Plicht in den Salon. Wir pfeifen auf den Wind vom Frühstückstisch aus. Denn wir liegen im Hafen von Hangö und heute ist Landtag. Die Sonne scheint und auf der geschützten Südseite ist Strandwetter. Und Finnlands südlichste Stadt hat etliche Strände zu bieten.
Steffen und die Jungs leihen sich drei Fahrräder, packen Ball und Badesachen ein und schon sind sie weg. Schetti und Burgi erkunden Hangö. Matti macht sich über den Motor her und erledigt kleine Reparaturen.
Ruckizucki ist es Nachmittag. Im Hafen ist Markt. Gemüsestände, Trödelstände, Essenstände, Livemusik. Gefühlt die ganze Stadt samt allen Besuchern tummelt sich in der Marina. Wir mittendrin.
Status Quo wechselt zu ABBA. ABBA zu AC/DC. AC/DC zu Alanis Morissette. Alles live! Wir wechseln vom leeren Glas zum vollen. Vom vollen zum leeren. Vom leeren … Auch alles live.
Um neun noch ein Abstecher in die Sauna.

Donnerstag. Der Wind hat nachgelassen. Unsere Chance zum weiter kommen. In einer Flottille segeln wir westwärts. Drehen dann nach Norden. Es läuft super. Gegen Nachmittag ziehen Wolken auf. Es wird frischer. 40 Meilen haben wir uns als Tagesziel gesetzt. Die anvisierte Bucht wird nichts. Wir planen um. Fahren weiter. Gegen sieben machen wir auf Pensar fest. Kleine Insel mit kleinen Anleger, aber alles da. Strom, Wasser, Sauna, Grillplatz. Letzteres ist nach dem Anlegen unser Ziel. Und welche Freude für die beiden Kids. Direkt daneben ein akkurat gepflegtes Fußballfeld. Die erste Gegenmannschaft steht schon bereit. Vater und Sohn. Unsere Beiden (11 und 12) spielen Otto (14) samt Vater an die Wand. Nach 15 zu 8 für Deutschland, bekommt Papa erst einmal ein Bier von uns. Doch schon stehen die nächsten Herausforderer auf der Matte. Drei frech drein blickende finnische Jungs. Unser, mittlerweile deutsch-finnisches Team, mit Otto, Niklas und Charlie zögert nicht lange. Eine halbe Stunde später, beim Stand 18 zu 0, trollt sich das einheimische Team mit hängenden Köpfen vom Platz. Mika, Ottos Papa lehnt ein weiteres Bier ab, mit dem Verweis, dass zu seiner Familie noch Tochter und Mutter gehören, die wahrscheinlich schon sehnsüchtig auf dem Boot warten. Wir essen. Es beginnt zu regnen. Das erste Mal auf unserer Törn. Wir verkriechen uns auf die „Herkules“. Ein perfekter Tag für alle. Für morgen sind wieder 25 Knoten Wind angesagt.

4 Kommentare

  1. Hi ihr Sechs!
    Da habt ihr euch ja eine schöne Route mit schönen Buchten rausgesucht – bekomme Fernweh wenn ich euren Tagesablauf lese. Wusste gar nicht, dass Finnen ein Bier ablehnen können, wieder ein Vorurteil geschreddert, prima – Reisen bildet eben. Wünsche euch gutes Wetter – hier in LE sind 30 Grad.
    Handbreit!
    holger

  2. Hallo ihr wilden Segler, und wie warm war denn jetzt die Ostsee?
    Ich wünsche euch ein bissel weniger Wind und gutes Fleisch für den Grill. Denn so ein Feuerchen nach einem Segeltag ist doch geil! Oder? Werdet ihr recht von Mücken und Zecken geplagt? Hier sind alle Schnecken wohl auf. Liebe Grüße in den hohen Norden vom Pretschiiii

  3. Danke an alle fleißigen Blog-Leser und für die guten Wünsche. Uns macht es immer noch viel Spaß. Die Ostsee ist kalt. Die Mücken halten sich zurück. Wahrscheinlich zu viel Wind. Wetter ist fast immer sonnig. Temperaturen sind eigentlich warm. Nur der Wind spielt halt nicht mit. Immer aus der falschen Richtung und eben auch sehr stark. Alle unsere finnischen Bekanntschaften versichern uns, dass das absolut unüblich ist. Normalerweise kommt er immer im Sommer aus südlichen Richtungen. Deshalb sind vielleicht auch alle Häfen nach Norden offen. Aber unser tägliches Morgenritual – Leine umlegen, alle Posten besetzen, warten bis alle Zuschauer auf den Steg sind, Rückwärtsgang rein und ablegen – würden wir mittlerweile schon vermissen. Genießt die schönen Tage bei euch zu Hause und freut euch auf eure Etappen.

    Matti

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