Seit dem Ende der Saison bin ich im Abstand von 2-3 Wochen in Greifswald und schraube an den Eingeweiden unseres Freikerls herum. Der Ehrgeiz hat mich dazu getrieben den ganzen Winter auch an Bord zu übernachten, was bei morgendlichen Temperaturen von 2 Grad zuweilen recht „schattig“ ist. Ich versuche zwischen 7 und 8 den Schalter für Heizung und „Ingo“ (der Puster) zu erreichen, hechte dann wieder in den schon lauen Schlafsack und harre bewegungslos darauf, dass ich die Hand ohne Erfrierungen in den Luftraum der Bugkabine bewegen kann. Wenn sich Handwerker für 7 Uhr ankündigen, hasse ich den Morgen!
Doch das kommt zu Glück nicht so häufig vor. Zwei Wochen vor meinem nächsten Einsatz schreibe ich Mails an den Gasmann, den Segelmacher, den Unterwasserschiffmann, den Hydraulikmann und den Motormann. Der Hydraulikmann reagiert und vereinbart einen Termin. Der Segelmacher geht nicht weiter auf die Mail ein und meint, dass schon alles fertig werden wird. Bei telefonischen Nachfragen und dem Hinweis auf eine von mir gesendete Mail, kommt dann der Bezug auf den „Spam-Ordner“ oder kurz „ach ja, da war was…“. Der Mecklenburger ist eben anders! Auch wenn es mir manchmal kleine, quecksilbergleiche, tanzende Schweißperlen auf die runzlige Stirn treibt – dafür beneide ich unsere Mitbürger aus dem Norden. Ich will auch so stoisch sein!! Aber irgendwie schiebt sich dann doch alles zusammen und letztendlich scheint doch der Fahrplan eingehalten zu werden. Aber der „Fahrdienstleiter“ hat zu tun!
Tags kämpfe ich mich durch die Katakomben, ziehe Kabel, verschraube Wasserleitungen, Streiche den Waschtisch (dazu muss die Armatur in wilden Verrenkungen fluchend abgebaut werden), demontiere in 2-stündiger Arbeit und absurden Haltungen die leckende Ankerwinsch aus dem Vorschiff, zwischendurch fahre ich in den Baumarkt um einen 17er Schlüssel zu kaufen, den ich dann auf 4 cm Länge mit der Eisensäge kürze, baue sämtlich Verkleidungen nun zum x-ten Mal aus und wieder ein, baue das Ruder um, dazu demontiere ich wieder die Inneneinrichtung der Heckkabine, montiere die Böcke für die Selbstwendefock, dämme den Kühlschrank, stelle fest, dass im Bad das Licht angeht wenn ich im Salon den Lüfter anmache, versetze die Luke zum Cockpit, grüble über die Badeleiter nach, stelle fest, dass ich dringend neue Batterien bestellen muss, hake Erledigtes von der to do –Liste ab und füge immer mehr Neues hinzu… Aber ich bin trotzdem optimistisch und freue mich über jedes Häkchen auf den Listen.
Das Unterwasserschiff macht Probleme! Im letzten Frühjahr hatten wir die „Verkaufslackierung“ komplett abstrahlen und von einer Fachfirma wieder beschichten lassen. Doch die versprochenen 60 Monate Dockzeit sind auf 6 Monate geschmolzen. Die Beschichtung blättert ab! Jeder Fladen mehr als 50 Euro Wert… es müssen über 100 sein. Da ruft man unweigerlich nach dem Elektrofachmann und informiert sich über Elektrolyse und Lochfraß. Davon habe ich überhaupt keine Ahnung und muss mich auf die Fachleute verlassen. Worte wie Kriechströme, Trenn-Trafos, massefreie Installation etc. schwirren durch mein ungebildetes Hirn. Das google`n im Netz bringt mich zu Foren, bei denen sich alle Halbwissenden gegenseitig die Tasche vollhauen. Ich brauche wohl einen wahren Fachmann. Gar nicht so einfach, wenn alle behaupten Fachleute zu sein.
So stehen wir hoch oberhalb des „Ryck“ und ich genieße trotzdem den wunderbaren Sonnenuntergang. Nachts schieben sich vereinzelte Eisschollen durch den Fluss und der Halbmond „illert“ durch die Luke im Salon. Verdammt – ist das kitschig!
Mit den Kranmann ist 3. Märzwoche vereinbart! Da soll Freikerl dann wieder ins Wasser. Wir haben eigentlich keine Eile, aber unsere Blechbüchse steht direkt am Kran und stört wenn die anderen Boote ins Wasser sollen, daher sollen wir die Ersten sein. Mal sehen, ob wir unsere trockene Position rechtzeitig verlassen können.
Hallo Atze, da wird einem ja ganz schwummerig im Kopf, wenn man sich die nordische Handwerkermentalität so vorstellt. Ich drücke ganz fest die Daumen
….hab im Text irgendwann die Enter-taste gedrückt…..der erst-text ist weg… also noch mal: Fahre mit meiner MATRIX am Freitag nach Flensburg (E-Motor und Autopilot werden installiert) Ich hoffe die Jungs schaffen das in 4 Wochen. Ostern soll die Büchse ins Wasser. Andererseits hab ich ja alle zeit der Welt. Also die Daumen sind gedrückt und ich hoffe bald Bilder des aufgeriggten FREIKERLS zu sehen. Liebe Grüße Tom