Wir wälzen Revierführer, Strömungstafeln und Tidenkalender. Mit der Überquerung des North Channel, der Enge zwischen Schottland und Irland, befahren wir eines der rauesten und strömungsreichsten Gewässer des Atlantiks. So steht es überall zu lesen. Früher Aufbruch bei ablaufendem Wasser ist angesagt. Wir motoren 2 Stunden gen Südwest bei aufgehender Sonne. Abgesehen vom motoren, sind diese Morgenstunden die schönsten Stunden am Tag, zumal wir die Sonne mal wieder sehen. Dann passiert es! 10 Knoten Wind aus Südost… Segel raus, 6 Knoten Fahrt und keine Welle. Traumsegeln! So durchqueren wir den North Channel und fahren in die kleine Marina in Glenarm in Nordirland.
Irland begrüßt uns mit schönem Wetter, einem angenehmen Pub und einer schönen Wanderroute durch den Urwald. Am folgenden Tag verholen wir uns nach Carrickfergus im Norden des Belfast Lough. Wieder bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen die 15 Grad locker überschreiten – der Süden lockt. Doch man soll die Braut nicht vor dem Morgen loben und so schüttet es am Mittwoch wie aus Kannen. Ich freu mich, können wir doch endlich schon am Vormittag Doppelkopf spielen und uns über die Insel informieren.
Nun will ich ehrlich sein, mit den „Destillen“ war es bisher nix und ich google nach entsprechenden kulturellen Einrichtungen. Bushmills wird empfohlen. Trüffelschwein, Travelguide und Kombüse Ute schlägt vor, der Empfehlung ihres Kollegen zu folgen und die Giants (Lavagesteinssäulen) vom Causeway zu besuchen. Wir finden eine Busverbindung, die an der Küste 2,5 Std nach Norden fährt und uns atemberaubende Landschaftsaussichten beschert. Wir freuen uns auf die einsamen Steilküsten des Nordens und die beeindruckenden 5 eckigen Lavagesteinssäulen. Der Busfahrer steigt mit uns aus und empfiehlt uns nicht durch das Touristencenter zu gehen, da die Besichtigung kostenlos ist und wir im Center nur abgezockt würden. Wir vermuten alte Clanzwistigkeiten…. Bisher haben wir nicht den Eindruck gehabt, dass Nordirland touristisch überlaufen ist, aber heute sind alle bekloppten Touris (incl. uns) auf diesem Flecken Erde versammelt. Entsprechend kurz fällt unser Besuch aus, zumal wir diese Formationen viel beeindruckender schon auf Gomera gesehen haben. Aber das „UNESCO Weltnaturerbe“ befindet sich nun mal in Nordirland.
Wir wandern in das nur 2,5 Meilen entfernte Bushmill, um die Whiskyproduktion zu kontrollieren und Proben zu entnehmen. Aber ist uns ein Planungsfehler unterlaufen und wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig unseren Bus zu erreichen, wenn wir an einer Führung teilnehmen würden. Der Mitarbeiter der Destille hat Mitleid und spendiert uns diverse Gutscheine für die Verkostung im Restaurant, als er erfährt, dass wir extra aus Belfast angereist sind, mit der Bemerkung, dass ja keiner von uns Auto fahren müsse. 4 Erwachsene und 12 Whiskey. Mit glasigen Augen bewerten wir das edle Gesöff. Danach mussten wir wieder durch den Shop zum Ausgang, wo sich ein Fläschchen tatsächlich in unseren Rucksack verirrt hat, und nun auf berufene Gäste an Bord wartet um gelenzt zu werden. Den Produktionsprozess müssen wir nun in einer anderen Destille kennenlernen. Das ist aber nicht sooo schlimm…..