Freikerl fährt wie auf Schienen über die Einfahrt zum Ärmelkanal. Bei 15 Knoten Halbwind fliegen wir gen Süden. Wir genießen den atemberaubenden Sonnenuntergang.
Wieder begleiten uns längere Zeit Delfine und wir freuen uns am Sternenhimmel. So macht Nachtfahrt richtig Spaß. Allerdings stecken wir immer noch mit vielen Lagen Vlies, Mütze, Buff und Handschuhen im Ölzeug. Im Verkehrstrennungsgebiet südlich der Scillys ist nicht viel los, dennoch befinden wir uns mit dem einzigen Schiff auf Kollisionskurs. Eine kleine Kurskorrektur entspannt die Situation. Gegen Mitternacht erreichen wir das Verkehrstrennungsgebiet nördlich Brest. Der Plotter zeigt uns die ein –und ausfahrenden Schiffe wir Gewehrsalven an. Das sieht schon viel abenteuerlicher aus. Wir haben Glück und schlängeln uns durch den Verkehr. Allerdings ist das Gebiet fast 20 sm breit, so dass wir 4 Stunden höchst aufmerksam das Verkehrsgeschehen verfolgen. Bei Sonnenaufgang erreichen wir die Brest vorgelagerte Insel Ile D` Ouessant. Mehrere alte und neue Leuchttürme sind der Insel westlich vorgelagert und im Licht der aufgehenden Sonnen erscheinen sie als griechische Tempelsäulen oder Türme von Minaretten. Wir beschließen unsere Reise nach Spanien von dieser Insel zu starten. Die Sonne scheint und der Wind hat leider auf Südost gedreht. Das heißt wir können Brest nur kreuzend erreichen. Kreuzen ist nicht die Paradedisziplin unseres Freikerl. Wir wären stolz, wenn wir 100 Grad Wendewinkel erreichen könnten, aber bei Strömung, Wind und Welle haben wir scheinbar einen Wendewinkel von 179 Grad… Irgendwann haben wir die Nase voll uns nur schleichend Brest anzunähern und der Jockel muss seinen Dienst verrichten. Vor Brest liegt eine 1 sm breite Enge, welche bei ablaufendem Wasser für uns nicht passierbar ist. Deshalb gehen wir in Port de Camaret Sur-Mer noch 2 Stunden an den Steg und genehmigen uns den ersten „Anleger“. Es ist sonnig und recht warm. Wir suchen unsere Sonnenbrillen. Im vergangenen August waren wir schon einmal in Brest, als wir uns in Vorbereitung unserer Reise mit dem Gezeitensegeln vertraut machten. Daher kennen wir den Hafen Moulin Blanc schon und wissen, dass hier die komplette Infrastruktur für Segler vorhanden ist. Wir haben einige Reparaturen zu erledigen. Elektrik, die Genua muss dringend genäht werden, der Dinghimotor braucht einen Check, Wassertank abdichten, Knarren im Masttop soll erkundet werden. Doch das kann alles noch einige Stunden warten. Jetzt gehen wir erstmal Essen!!! Irland war so teuer, dass wir uns den Genuss der „weltberühmten“ irischen Küche geklemmt haben, auch wenn einige Restaurants recht einladend aussahen. Aber jetzt gibt’s erstmal Thunfisch! Als Carpaccio und gebraten zu gutem Wein, danach ein Cafe. Essen wie Gott in Frankreich! Danach fallen wir müde in die Koje. In der letzten Nach gab’s nur ein paar Minuten Schlaf.
Der Segelmacher ist ein hochmoderner Betrieb. Der Chef spricht ein paar Brocken Englisch und innerhalb von 2 Stunden wurden wir und unser Segel abgeholt sowie die notwendigen Arbeiten besprochen. Auf dem Weg zum Suzuki – Motorenservice geraten wir in die Fänge eines Ladens für maritime Belange. Da sollte ich eigentlich nicht hinein, bin aber nicht zu halten und erst glücklich, als ich die Kreditkarte auf den Ladentisch legen konnte. Da gab’s ALLES! Herrlich – Toys `r Atzis! Der Suzukischrauber war um 15 Uhr sturzbetrunken, kannte Englisch nicht und bedeutete uns mit einem Cutter und seiner Hand, dass sein Monteur sich verletzt hatte. Da habe ich eben die Zeit genutzt und bin zum Friseur gegangen. Die nette Dame konnte etwas weniger Englisch als ich Französisch. Und ich spreche außer „Friseur“ und „Baguette“ kein weiteres Wort Französisch! Aber sie verstand ihr Handwerk und Ute geht immer noch neben mir und nicht 10 Schritte von mir entfernt.
Seit dem 06.07., dem Tag unseres Aufbruchs in Greifswald, sitzen wir erstmalig wieder mit T-Shirt und Shorts im Cockpit!!! Endlich Sommer! Gutes Essen, schöne Frauen, Brest gibt sich südländisch! Am nächsten Tag erledigen wir einige Arbeiten am Boot, ändern unsere Motorhalterung, ich bekomme den Motor wieder zum Laufen und wir bunkern Freikerl richtig voll. Nachmittags sitzen wir auf der Hafenterrasse und lassen uns echte bretonische Crêpes schmecken. Uns geht’s richtig gut! Morgen holen wir unsere Genua und dann sind wir abfahrtbereit. Mal sehen was der Wetterbericht sagt ….