Wir landen auf der Insel Great Inagua, um hier einzuklarieren und einzukaufen. Der letzte Hurrikan hat schwere Verwüstungen angerichtet. Der kleine Hafen ist zerstört und wird zum x-ten Mal wieder hergerichtet. Aber es gibt kein Dinghi Dock mehr. Also bei brechender See auf den Steinstrand? Michael holt uns ab, in der Hoffnung, dass wir es zu dritt schaffen. Es klappt, wenn auch mit nassen Hosen. Das Custom – und Imigrationsgebäude ist außerhalb des Ortes und damit wir nicht so weit laufen müssen (2 km) holt uns der Beamte aus dem Dorf ab. Es ist Sonntag und Michael meint, dass genau so die Twighlightzone aussehen muss. Alles sehr trist. Der Bankautomat lehnt unser Geldbegehr ab, so dass wir am Montag nochmal zur Bank müssen, um unser Cruising-Permit zu bezahlen. (300,- USD) In der Nacht frischt der Wind auf und unser Anlandungsproblem bei zunehmender Welle ist am folgenden Tag noch größer, aber wir haben keine Wahl und schaffen es wieder – jedoch noch nasser. Mit tropfenden Hosen stehen wir in der Bank von der Größe einer Frittenbude. Alle sind betont entspannt und freundlich. Kaum auf der Straße, hält schon ein Auto an und fragt wohin wir wollen. 10 Minuten später haben wir alle Unterlagen und sitzen auf der Ladefläche eines Pickup, der uns zum Laden im Ort fährt. Der ÖPNV funktioniert auf der Insel perfekt. Jeder kennt jeden und nimmt jeden mit. Busse gibt es nicht. Das Angebot des Lädchens ist überschaubar, zumal Montag ist und es noch kein Versorgungstransport gegeben hat. Dennoch – es gibt FLEISCH! Nach 4 Wochen Fisch und Nudeln, Konserven und Gemüse, gibt es Lammfleisch – all you can eat! Beim Aussteigen aus dem Dinghi auf den stampfenden Freikerl, fällt uns eine Einkaufstüte ins Wasser, aber Ute war schnell genug diese wieder aufzufischen. Die Rettung des Abends – Fleisch! Wir verlassen die ungeschützte Küste vor Matthew Town dem Hauptdorf Great Inaguas und fahren 10 sm weiter nach Norden in die Man of War Bay. Vor traumhafter Palmenkulisse, türkisblauen Wasser und vor weißem Muschelstrand ankern wir allein in ruhigem Wasser. Traumhaft. Verlassene Strandbars zeugen von menschlichen Bewohnern, aber es war wohl lange keiner mehr hier. Auf dem Rückweg zum Boot springen hinter uns große Mantas aus dem Wasser und zeigen uns ihre weißen Bäuche.
Am Abend fahren wir zur „Sasquatch“ rüber. „Sasquatch“ ist ein haariges nordamerikanisches Waldwesen, so etwas wie der Yeti im Himalaya – hier natürlich eine komfortable Beneteau 43. Wir haben eine Flasche Wein im Liquorstore erstanden, die so teuer war, dass man sie unmöglich allein trinken kann. Ich habe ein Problem mit unseren 5 amerikanischen Freunden! Sie entsprechen so überhaupt nicht meinen Vorurteilen zum tumben, großkotzigen, lauten Amerikaner! Das ist wirklich eine tolle Familie und wir bedauern schon jetzt, dass sich unsere Wege in wenigen Tagen trennen werden.
Das Nehmen von Vorurteilen ist auch irgendwie Diebstahl an geistigem Eigentum!!! Was mach ich nur, wenn Donald Trump doch Präsident wird? Bekomme ich da meine Vorurteile gewaschen und gebügelt wieder zurück?
Der Wind ist günstig und wir beschließen nach Ragged Island zu segeln. Michael hat gelesen, dass dort zu dieser Zeit sehr viele Haie sind und hofft mit mir und den Haien zusammen schnorcheln zu gehen. Er meint, dass die Haie dann mehr Respekt vor uns hätten … Ich mache ihm klar, dass ich in der Hinsicht ein Schisser bin. Freikerl absolviert die 135 sm in gut 24 Stunden. Heller Mondschein und guter Wind sind die Begleiter der Nacht. Es „schpladaddert“, so dass wir uns schnell nach Norden vor die Westküste von Hog Cay verholen. Wir sind wieder im Paradies! Einsame weiße Strände, klares Wasser, bei dem man in 8 Meter Tiefe noch die Muscheln erkennen kann und eine Seglerhütte mit Grillplatz, Buchtauschregal, Tischen und vielen schönen Hinterlassenschaften der hier verweilenden Gäste. Auch wir verewigen uns auf einem Stück Strandgut, welches wir dem Sammelsurium hinzufügen. Die Insel wird nur von einer Familie bewohnt, die auch diese wunderbare Hütte gezimmert hat. Es gibt einen Inseltrail, der mit Strandgut gekennzeichnet ist. Natürlich lassen wir uns diese Wanderung nicht entgehen und laufen zur Ostküste. Auf einer kleinen Anhöhe haben wir einen fantastischen Rundumblick über das Eiland. Doch uns erwartet auf der anderen Seite ein grauenvoller Anblick. Wir Menschen müssen verrückt sein! Die Strände sind komplett vermüllt. Überall liegt Plastikmüll. Vom Nachttopf, über Fahrradreifen, Fischkisten, Kühlschrankverkleidungen, Schuhen, Leinen, Netzen bis zu Kuscheltieren ist alles zu finden und bildet einen geschlossenen Teppich. Wir sind entsetzt und schockiert. Unsere Robinsoninsel ist auch nur eine Deponie, wie so viele andere Inseln auch. All der Unrat ist vom Meer angespült worden. Wir sind enttäuscht, entrüstet und ratlos….
Trotzdem verbringen wir zwei wundervolle Abende mit unseren Freunden am Strand. Eine portugiesische Familie mit ihren drei Kindern, Freunde von Julia und Michael, kommen ebenfalls in die Bucht und bereichern das Menü mit selbst erbeutetem Lobster. Moderne Boote haben den Luxus eines Eiswürfelbereiters und so gibt’s den Cuba Libre mit Eiswürfeln. Was für ein wundervolles Leben …
Die Zeit drängt mal wieder und wir müssen weiter nach Norden. Über Long Island und einem langen Schlag durch den Exuma Sound fahren wir zur Highborn Cay, wo wir inmitten von riesigen amerikanischen Luxusyachten mit unserem Panzerkreuzer hinter einem Luxusresort übernachten. Wir ordern telefonisch einen Liegeplatz in Nassau, wo wir unsere Transatlantikcrew aufnehmen wollen. Neben Cuba sind die Bahamas für uns das schönste Segelrevier unserer Reise. Die südlichen Exumas sind einsam, bilderbuchschön und bieten sichere Ankerplätze. Hierher werden wir mit Sicherheit noch einmal zurückkehren, zumal davon auszugehen ist, dass sich auf Grund der Lage der Inseln kein Massentourismus einstellen wird.
Hallo Ihr Weltenbummler! Ganz wunderbare Zeilen von Euch! Wir fiebern dem Finale entgegen und wie heißt es so schön: „wenn es schön ist, dann langsam aufhören“!
Also wir sind glücklich euch bei Eurer tollen Reise begleitet zu haben und jetzt bei der kommenden großen Herausforderung drücken wir alle Daumen! Gute Vorbereitung für den Hop und immer gut Wind aus der richtigen Richtung! windyty.com sagt ordentliche Möglichkeiten voraus!
Holger ist auf dem Weg – ich habe ihn zum Abschied noch mal gedrückt – soll er an euch weitergeben. Also wir warten noch auf ein oder zwei schöne Berichte und dann den Live-Ticker vom Teich.
Ihr lebt Euren Traum und lasst alle daran teilhaben – das nenne ich Leidenschaft. In diesem Sinne: Wer viert Verliert!
die drei J´s aus Leipzig