Im Nebel nach Byön

Leider war uns auf dem schönen Weg in die empfohlene Bucht nur eine Stunde sehr ruhiger Segelei vergönnt. Und justament als ich mich mit Buch und Leichtbier auf dem Vorschiff gemütlich eingerichtet hatte, schlief der Wind fast ein, wurde unangenehm kalt und es tauchte vor uns eine fette, bedrohliche Nebelwand auf. Es wurde also schlagartig ungemütlich, zumal im Fahrwasser reger Gegenverkehr der Wochenende-Stadtflüchtigen zurück nach Porvoo herrschte. Radar an, Ausguck, Tempo runter. Auffallend beängstigende Stille an Bord. Vor uns noch ca. 8 sm Schärengekurve. Offenbar drückte der Südost kalte Seeluft auf die aufgeheizten Inseln und erzeugte an den grösseren Lücken zum offenen Meer gewaltige Nebelbänke. In der Gewissheit, naja, sagen wir ehrlicher: in der starken Hoffnung, dass mit Eintauchen in die dichter gesäten Inselchen der Nebel schwindet, tuckelten wir vorsichtig, aber entschlossen durch diese unheimliche Watte. Sichtweite max 0,1 sm. Nach einer halben Stunde waren wir durch die erste Wand durch. Es war genau wir uns zusammengereimt hatten. Das gleiche passierte uns eine Stunde später nochmal, aber da sind wir alten Nebelhasen dann natürlich cool durch gebrettert. Und belohnt wurden wir letztlich mit einer unbeschreiblich schönen Bucht, die man durch eine ca. 20 m enge Einfahrt erreicht. Anke hatte schon alles für Landleinen und Heckanker vorbereiten lassen, Dingicrew eingewiesen usw., da erwarten uns nagelneue moorings und ein Steg. Wie langweilig. Und? Wer war schon vor uns da? Zwei Holländer! Und sie grillten schon!
Und wenig Mücken!
An Land, auf dieser Miniinsel, finden wir ein blitzsauberes TrockenKlohäuschen, mit Papier, eine Box mit Feuerholz, Säge und Beil, ein Grillplätzchen und eine Mülltonne. Die spinnen, die Finnen!
Also haben wir alles dankbar und ausgiebig genutzt und hatten einen traumhaften Tagesausklang mit Abendsonne satt und Wasser spiegelglatt.
Natürlich saßen wir auch mit den Nachbarn zusammen, die auch sehr Interessantes zu berichten hatten: aus Anlass des 100sten Jahrestages der Holländisch-russischen-freundschaftsgesellschaft sind seit Mitte Mai 30! hölländische Yachten Richtung Petersburg unterwegs. Die treffen sich alle am kommenden Wochenende in Hamina, erledigen dort gemeinsam alle Formalitäten und schippern dann im Konvoi nach Petersburg.
Nur feiern wollten die nicht mit uns und zogen sich schon gegen 10 zurück….

2 Uhr: Nachtruhe! Morgen soll es ca. 40 sm ostwärts gehen.

4 Kommentare

  1. Hi Uwe, Anke und Crew,
    macht einen Heidenspaß eure Berichte zu lesen: Habe mir eine Fliegenklatsche und Hochprozentiges neben den Bildschirm gelegt und alle Lichter angeknipst damit ich ein bißchen an eurem Finnland-Feeling teilhaben kann. Schön weiterreisen und weiterschreiben – Licht habt ihr ja genug. Beste Grüße, Holger

  2. Seid Ihr sicher, dass der Nebel ein Naturereignis war? Bei dem vielen „Finish“ wäre es auch vorstellbar, dass es sich um eine optische Täuschung handelt. Doch mit „Radarmicha“ kann nichts schief gehen – er ist ja auch durch unsere Schule gegangen und hat da gelernt was Angst ist! Ich freu mich über schöne Berichte und überlege, ob wir nicht auch ein Blog über die „Reparaturreisen mit dem Freikerl“ einrichten. Das gibt bestimmt einen hübschen Bastelbogen! Doch ersteinmal genießen wir die Berichte über die Abenteuer als hölländische Nachhut beim Einfallen nach St.Petersburg. Ich hoffe auch, dass die Ausfuhr der Herkules ohne nennenswerte Lösegeldzahlungen zu bewältigen ist. Euch allen ein herzliches Druschba und beeindruckende Dostoprimetschtjelnosti ! In Neid! Atze

  3. Ahoi, könnt ihr nicht mal was über die Bord-Bibliothek schreiben? Dann könnte ich den Blog für den „Publizistenpreis der deutschen Bibliotheken“ nominieren. Mit dem üppigen Preisgeld sollte dann die von Utz vorgeschlagene RundNordsee 2014 angeschoben werden. Vielleicht gibt es aber ja auch den Ingeborg-Bachmann-Preis für die Zeile „mit Abendsonne satt und Wasser spiegelglatt …“ Uwe, da geht einem doch das Herz auf! Danke und Grüße Richtung ONO oder so.

    Jens

  4. Hallo Ihr Milchglassegler, der Nebel fand hoffentlich nicht nur in euren wodkatrögen Gehirnen statt!? Ich bin stolz auf Euch und euren Mut durch die Suppe zwischen den Inselchen zu segeln. Wir freuen uns auf Freitag und eure Berichte über die nordischen Naturvölker und deren Eilande! Liebe Grüsse und Handbreit! Martin

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