Reise Reise Aufstehen!

Den Marine-Weckruf brauchen wir nicht mehr – bei Sonnenaufgang um 6 Uhr sind alle wach und fit, manche auch superfit: Die JJs joggen, wir Normalis gehen Warmduschen, gemeinsames Frühstück und nach dem Ablegen die erste Panne: Das Groß geht nicht ganz hoch, Reffleine 2 hat sich im Baum verklemmt. Also Reffleine vom Segel abschlagen und hoch mit dem Tuch. Später finden wir den Fehler: Ein kleiner, oller, rostiger Angelhaken hat sich vor Urzeiten tief in die Reffleine (rot, Bb….) gebohrt und das Malheur verursacht.  Und dann dreht auch noch der Wind und wir müssen den Genaker hochziehen und mit Affenzahn nach Süden rauschen – dabei wollen wir doch entschleunigen! Die Bucht von Iggön ist zwar nicht betont,  Plotter und Navionics-I-Pad Navigation steigen zwar aus und der Ausguck am Bug sichtet Grünzeug im Wasser, aber wir haben trotzdem zig Handbreit und die SXK-Boje wartet auf uns.  Wir müssen mit dem blauen Gummiboot am Nachmittag durch die Bucht schippern und das Ufer erkunden, müssen einen kitschigen Sonnenuntergang mit alkoholischen Getränken erträglich machen und Abends zu Fünft Gesellschaftsspiele spielen.  Wollt ihr Blogger wirklich so etwas lesen?

 

Am nächsten Tag macht uns Björn zu schaffen: Die Landzunge schiebt sich immer wieder vor unseren Kurs – wir wollen in den Öregrund. Der Grund ist eine demokratische Entscheidung wie sie bei uns an Bord leider üblich ist und damit ist ein Besuch der Aland-Inseln abgewählt.  Wir wollen lieber Inseln und Buchten erkunden statt Meilen machen. Unsere bisher längste Etappe sind 43sm. Wieder erwartet uns ein Naturreservat mit einer verschlafenen Bucht und einer tricky Einfahrt. Der Hamn Kaptn erklärt uns die Facilities schon, bevor unsere Festmacher klar sind – dafür gibt es 30 Meter Stromkabel und 30 Meter Schlauch fürs Wasserbunkern.  Der Typ ist der einzige Aktive im Ängskärsskaten Batclub – alle anderen Mitglieder sind offenbar seit Jahrzehnten Rentner und machen keinen Handschlag mehr.  Man kann hier in der Saison auch seine Kinder abgeben und in einem Riesenholzhaus mit allem Drum und Dran die Ferien verbringen lassen. Hier gibt es weder Fernsehen noch Internet – dafür Natur pur. Direkt an der Pier neben HERKULES grillen wir wieder und Tratschen uns bei Vino Rosso Zunge und Ohren blutig…

 

Möglicherweise haben wir uns alle irgendwo einen Virus eingefangen: Sobald wir auf See sind und die Segel oben haben klappen die Augenlider runter und es wird im Wachwechsel geschlummert. Das einzige Gegenmittel ist der Genaker: Wir versuchen es auf dem Weg nach Öregrund wieder damit – klappt aber nicht richtig:  Es ist zu sonnig, das Wasser zu ruhig, der Wind zu stetig und zu sanft – den einen oder anderen erwischt der Schlummervirus wieder und erst kurz vor der Einfahrt nach Öregrund sind alle wieder fürs Hafenmanöver fit (unsere kürzeste Etappe bisher). Am Gästesteg wieder gähnende Leere – wir haben die ganze Woche über nur eine Handvoll Segler gesichtet. Die Saison ist hier einfach vorbei, dabei wird es von Tag zu Tag wärmer, so ist es eben, wenn man Richtung Süden segelt.  Entschuldigt bitte, dass wir so selten bloggen – wir kommen nur ins Netz wenn WiFi/Wlan  zu kriegen ist – wir haben zwar zwei Datenkarten, die funktionieren aber trotz Support nicht und auf den Smartphones kann ich mit meinen dicken Fingern keine längeren Texte schreiben.  We are happy – wish you same same!

2 Kommentare

  1. Freikerl ruft Herkules! Ja wir wollen das lesen und waren schon schwer auf Entzug!!!
    Wir liegen noch nach Mitternacht im T-Shirt auf Freikerls Deck und freuen uns von Euch zu lesen und schauen den Sternschnuppen zu. Hört sich ja alles ganz furchtbar an. Wie bitte kommt ein Angelhaken an Herkules Reffleinen?? Der Klabautermann treibt manche Zeit ein übles Spiel mit uns Seglern …
    Holger, lass die Peacefucker nicht die Demokratie an Bord einführen, auch wenn ich verstehen kann, dass man nicht unbedingt Meilen reißen muss. Bei der nächsten Gelegenheit die Alands zu bereisen bin ich mit dabei. Wir sollten uns kümmern…!
    Fühlt Spaß!
    Atze & Nina aus Greifswald

  2. Freya an Herkules… Da haben ja nun alle die Alands ausgelassen. Da muss ich mich dann wohl auch auf einen extra Aland Törn einklinken. Immer hin ist ja der Kartensatz vorhanden. Aber aufstehen zum Sonnenaufgang, da bin ich raus. Kein Wunder, dass ihr beim Segeln immer pennt. Das ist halt der Altersrythmus. Früh raus, Mittagsschlaf und nach dem Abendessen ins Bett. ;-))
    Grüße an die Peacefucker.

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