`S schbladaddert in der Biskaya! Ein Starkwindtief nach dem anderen schiebt sich mit über 40 Knoten Wind und 6 Meter Welle durch die Biskaya. Nicht unser Wetter!! Wir entschließen uns, nachdem wir den Ankerkasten mit Gummimatten gegen Elektrolyse ausgekleidet und das Leck im Wassertank laminiert haben, einen Leihwagen zu nehmen und den südlichen Teil des Finistere – „dem Ende der Welt“ – zu erkunden. Seit vielen Monaten und nach dem Besuch der Bretagne im letzten Jahr, sind wir große Freunde der Kriminalromane von Jean-Luc Bannalec und dessen Hauptfigur Kommissar Dupin. Sympathisch werden die Bretagne und die Bretonen mit ihren Eigenheiten, Macken und Liebenswürdigkeiten beschrieben. Dabei geht es oft um existierende Orte und Landschaften sowie kulinarische Besonderheiten der Region. Wir machen uns also auf den Weg, um unter anderem Schauplätze der Krimireihe zu besuchen. Wir fahren nach Süden und besichtigen die Salzgärten von Guarande, wo das „Bretonische Gold“ wie vor tausenden Jahren noch per Hand und ausschließlich aus Meerwasser, Wind, Sonne und Lehm, hergestellt wird. Wir lassen uns von der attraktiven Anne-Sofie die Herstellung genau erklären, auch wenn es regnet und die Salzernte schon seit Ende August gelaufen ist. Die Salzgewinnung prägt hier eine ganze Region und gesalzene Butter, Salzkaramel und gesalzene Schokolade sind bretonische Spezialitäten. Wir mieten uns in einem netten Hotel in Saint Armel am Golfe du Morbihan ein und mein Trüffelschwein Kombüse findet ein kleines Restaurant in Le Logeo, das „Petit Port“, in dem wir traditionelle bretonische Küche präsentiert bekommen und phantastisch essen.
Am nächsten Morgen brechen wir Richtung Port Belon auf, „dem verwunschenen, irgendwie aus der Zeit und Welt gefallenen winzigen Ort. Seinen Charme, seine Patina, sein Flair. Wie in einem dieser Filme aus den Siebzigern und Achtzigern, die das Leben an langen Holztischen in wilden Gärten an Flüssen, Seen oder am Meer feiern.“ (Bretonischer Stolz – Kommissar Dupins vierter Fall) Und genauso ist es! Die Sonne glitzert im Fluss, die Boote tänzeln in der Strömung des ablaufenden Wassers und die Touristensaison ist vorbei. Wir unternehmen eine Wanderung entlang des Flusses, sehen uns die trocken gefallenen Austernbänke an und wollen im „La Coquille“, welches im Original „Chez Yacky“ heißt, uns von „Jaqueline“ die Meeresfrüchteplatte servieren lassen. Aber die Geschichte läuft eben immer anders und es ist am Montag Ruhetag. Davon hat Kommissar Dupin nichts berichtet. Wir beschließen nach Concarneau zu fahren und uns im „L`Amiral“ eine Petit Café zu genehmigen. Das Café liegt unweit der Gendarmerie und der kaffeesüchtige Kommissar nimmt hier immer seinen Café. Ute findet auch das Hotel aus „Bretonische Verhältnisse“ in Pont Aven. Wir verzichten jedoch auf den Besuch. Soweit geht unser Groupiedasein nun doch nicht, zumal wir eigentlich nur von uns selbst wirkliche Groupies sind … Unsere Fahrt an der Küste entlang führt uns nach La Foret-Fouesnant, wo wir in der Ortsmitte neben den Kirchenglocken ein nettes kleines Hotel finden, deren einzige Gäste wir sind. Im Cafe du Port essen wir zu Abend und genießen Austern, Fischpastete, Cassoulet vom Fisch und gesalzene Mousse au Chocolat mit Blick auf den Atlantik, der sich in der untergehenden Sonne in ganz besonderen Blau –und Kupfertönen präsentiert.
Am nächsten Morgen besuchen wir noch kurz den Yachthafen und bewundern die „Renner“. Da würde ich gerne mal mit Freikerl längs gehen. Das ist so als wenn man neben ‘nem Ferrari mit einem Einspänner parkt. Weiter geht’s Richtung Brest und zum Point du Raz, dem westlichsten Festlandspunkt Frankreichs. Guadeloupe, wir kommen! Die Sonne beschert uns grandiose Ausblicke und der Atlantik leuchtet in dem typischen Atlantikblau. Viele Fensterläden, Türen und Fensterrahmen sind in der Bretagne in genau diesem intensiven Mittelblau gestrichen. Neben den Sandstein- und Granitgewänden der Fenster –und Türöffnungen und den grauen Schieferdeckungen der Dächer, bildet „das Blau“ die typische Farbe der bretonischen Häuser. Unsere Route führt uns weiter nach Douarnenez. Wir haben Cafeentzug (wie der Kommissar) und gehen zum Hafen um uns dort einen zu genehmigen. Zu unserer großen Überraschung liegt der Hafen voller Minitranssat Renner. Am 19. September brechen sie zum Rennen nach Guadeloupe über Lanzarote auf. Überall wird gebunkert, gebastelt, geklebt und gebaut. Die Teilnehmer sind zumeist zwischen 20 und 30 Jahre alt und müssen völlig unerschrocken sein, um sich in der 6,5 m langen Rennnussschalen (wat ein Wort) auf eine Wettfahrt über den Atlantik zu begeben. Wir sind froh, dass Freikerl doppelt so lang ist und wir zu viert fahren werden. Ich bestaune das Treiben zum einen mit großem Respekt und zum anderen mit einem gewissen Neid ob des Mutes und seglerischen Könnens, was Voraussetzung für die Teilnahme an dem Rennen ist. Im Teilnehmerfeld gibt es auch 3 deutsche Segler und 2 Frauen!
Am Nachmittag verdrückt sich die Sonne und der bretonische Regen hält wieder Hof. Der Commissaire spricht davon, dass es 2 Möglichkeiten des Wetters gibt: Die kurze Zeit mit langen Regenfällen, oder die lange Zeit mit kurzen Regenfällen. Wir hoffen, er hat Unrecht und haben auf dem Rückweg das Gefühl, als ob der Urlaub zu Ende ist.
Wie auch im letzten Jahr, sind wir große Anhänger der Bretagne, es gefällt uns hier, wir fühlen uns wohl und freuen uns darauf wieder zurück zu kehren. Doch jetzt müssen wir nach Spanien! Vielleicht hat Rasmus ein Erbarmen und lässt uns am Wochenende los.
Lieber Atze, vielen,vielen Dank für die tollen Reiseberichte. Vor allem dort, wo fast alle Offshore-Verrückten starten und diese Art des Segelns schon fast einer Religion gleichkommt, hat mir dein Bericht und die tollen Fotos eine Ganzkörpergänsehaut verpasst. Selbst auf die Gefahr der gebetsmühlenartigen Wiederholung will ich euch beiden meine Bewunderung für eure stoische Ruhe beim Bewältigen diverser technischer Probleme aussprechen. Respekt. Was ist eigentlich mit der Elektrik? Oder hab ich da was überlesen? Ich wünsche euch ein ganz großes und angenehmes Wetterfenster für die Biskaya. Liebe Grüße TOM
Danke,