Boxenstopp in Lisboa

Lissabon lenkt uns ab. In Lissabon wollten wir einige Dinge am Freikerl erledigen, um dann auf den Kanaren mehr Zeit zu haben. Den ausgiebigen Besuch der Algarve haben wir schon vom Törnplan geschmissen und konzentrieren uns jetzt auf die Kanaren. Doch vorher durchstreifen wir ausgiebig diese wunderbare Stadt. Die Architektur ist beeindruckend und da wir im ehemaligen 98er Expogelände liegen auch größenwahnsinnig und betrüblich. Die Altbauten sind zum Teil unbewohnt und zeugen vom Glanz vergangener Zeiten. Wir müssen uns hüten den Verfall zu romantisieren. Dennoch haben wir sympathisierende Gefühle, was vielleicht auch an der Ossi-Herkunft liegt. Der Osten war ähnlich kaputt, jedoch alles in grau und unbelebter.

Wir durchkämmen die Läden nach Ersatzteilen für unser Boot. Fenster abdichten, Dieseltank abdichten, Autopilot in Betrieb nehmen, Hydrauliksteuerung entlüften, „Aquarienproblem“ lösen etc, etc. Die Todo-Liste ist lang. Wir haben einem Termin mit dem Segelmacher, der uns für die Stagreiterfock ein Segelkleid schneidern soll. Den ersten Termin läßt er sausen, da das Wetter nicht so toll ist. Es hat 2x geregnet an diesem Tag. Aber am folgenden Tag ist er da und nimmt Maß. Am Freitag soll es fertig sein. Mal sehen …  Wir laufen unzählige Kilometer durch die Stadt um unsere Besorgungen zu machen, die Siesta lässt uns durch die Cafés treiben und am Nachmittag haben wir nur wenig im Einkaufsbeutel. Bestellungen dauern lange und so entschließen wir uns in Deutschland zu ordern. Für 100 € haben wir die Ware am folgenden Tag im Hafen. Der Dienstleistungswille kennt Grenzen, wir fragen im Segelfachgeschäft nach Schläuchen für Wasser und Diesel. Hat er nicht, kann er auch nicht besorgen. Wir Google`n und erfahren, dass in der Parallelstraße die „General Hardware Shops“ sind. Es gibt hier in Portugal wunderbare Geschäfte für Gummiwaren. Matten, Schläuche, Keilriemen, Vulkanisierartikel etc. Wir brauchen 6 m – 38 mm Dieselschlauch. Dort haben wir ihn fast zum halben Preis im Vergleich zu SVB erstanden. Das Wetter lässt uns erst in der nächsten Woche weiter nach Süden fahren, so dass wir noch bauen können. Morgen werden wir Lissabon besuchen und am Wochenende muss ich nochmal dem Salon zu Leibe rücken, um die Dieselleitung neu zu verlegen.

Wir fragen uns immer wieder, ob Fahrtensegeln Urlaub ist. Ich kann das klar verneinen. Es ist ein Job! Natürlich nicht zu vergleichen mit dem täglichen Broterwerb. Doch unser Job besteht darin das Boot fit zu halten, sichere Reiserouten zu planen und diese auch zu fahren. In jedem Hafen muss neu gebunkert werden und man hat keine Ahnung wo es was gibt. Und meistens schleppen wir die Vorräte im Rucksack oder ziehen diese mit Utes geliebter Sackkarre hinter uns her. Alles dauert unendlich lange. Für alles gibt`s ne App. Und so können wir sehen, dass wir seit unserem Aufbruch Anfang Juli, durchschnittlich täglich 6 Km laufen. Das beinhaltet auch die Tage auf See etc.  Wäsche waschen geht überall, aber man kann nicht wie zu Hause die Wäsche früh in die Maschine schmeißen und nach der Arbeit aufhängen, sondern man sollte die Maschinen auch leeren, nachdem der Wasch- oder Trockenvorgang fertig ist. Andere wollen auch an die Maschine. Also ist man Stand-by. So dauern alltägliche Verrichtungen oft viel, viel länger als zu Hause und nehmen damit eine Wichtigkeit ein, die wir ihnen unter Alltagsbedingungen nie einräumen würden. Wir müssen uns um unsere Energieversorgung kümmern. Man kann nicht wie zu Hause unbekümmert das Licht brennen lassen. Ebenso achtet man auf die Wasservorräte. Auch wenn diese alle sind, ist es nicht immer leicht schnell frisches Wasser zu bekommen – eben auch nicht für Geld. Das ist auch ein ganz entscheidender Punkt. Viele Dinge sind mit Geld nicht zu regeln. Nur mit Menschenverstand und Voraussicht. Bestimmt ist das schwer vermittelbar, denn wir gelten ja z. Zt. als die Dauerurlauber, doch es ist anders als Urlaub. Es ist Fahrtensegeln! Und es ist wunderbar, spannend und abenteuerlich.DSC_0028 DSC_0023 DSC_0012 DSC_0009

Nationalgarde

Nationalgarde

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Bahnhof

Bahnhof

Tos for Atze - der Postbote war da

Toys for Atze – der Postbote war da

Dichtigkeitsprüfung

Dichtigkeitsprüfung

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5 Kommentare

  1. Hallo Ihr Beiden,

    Kurzer Gruß aus Halle bevor es endlich zum Flieger nach Kreta geht. Seid weiter tapfer und habt viel Spaß!! Sehen uns hoffentlich auf Guadeloupe endlich wieder.

    Liebe Grüße Michael, Ines, Karl und Jojo.

  2. Liebe Ute, lieber Atze, vielen Dank für die vielen Eindrücke, Bilder und Erzählungen. Macht weiter so, damit wir daheimgebliebenen gedanklich mit Euch reisen können. Respekt für Euer Tun und weiterhin eine gute & sichere Fahrt!
    Liebe Grüße vom Wessi :-)

  3. Liebe Ute,
    alle guten Wünsche übers Wasser für Dich zu Deinem Geburtstag! Schon Pläne? Ich bin ja erst morgen dran, und ich habe mit Sicherheit das blödere Wetter: Es regnet Strippen und ist kalt. Du verpasst also nichts. Einen guten Wein in Reichweite und was Nettes aus der Kombüse, vielleicht kocht Atze ja?
    Herzlich winkt in jedem Fall der Süßwassermatrose & Aushilfsklabautermann
    Nils

  4. Leibe ute, auch von uns alles Gute zum grbutztag und auch sonst bei allem was dir so des Wegs kommt auf der Reise. Hier ist es so aasig, dass einem nur Bett oder Badewanne bleibt um warm zu werden – sauna vielleicht noch. Liebe gruesse auch von christine und Ida, jens

  5. Ihr Lieben, als erstes natürlich die herzlichsten Wünsche zum Geburtstag, dir, liebe Ute! Genießt miteinander die Welt und die Freiheiten – und bleib gesund!
    Nachdem wir schon ab und zu via Blog zumindest virtuell an Eurer Reise teilgenommen haben, nun endlich ein paar Zeilen von mir.
    Schön wäre es ja, wenn wir von Angesicht zu Angesicht mit einem Glas portugiesischem Roten auf das Leben und Eure Reise anstoßen könnten: Plant Ihr, Madeira anzusegeln? Könnte eigentlich passen. Jan und ich sind ab 5.11. auf Madeira, vom 9.11. bis 16.11. auf Porto Santo und danach wieder bis 26.11. auf Madeira. Wir stehen also schon fast in den Startlöchern Richtung unseres bitter nötigen Erholungs-„Sommerurlaubs“ nach einer anstrengenden Saison. Das Kommende ist endgültig das letzte Café-Wochenende für diese Saison. Dann gehts erst Ostern wieder los und in der Zwischenzeit wird gemalt, daß sich die Pinsel biegen und getöpfert, daß … ich weeß ooch nich.
    Also, Ihr Weltenbummler, gebt Bescheid, ob sich unsere Wege kreuzen könnten? Ich würde mich wahnsinnig freuen!
    Auf bald, seid beide geherzt und gedrückt,
    Julia

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