16.12. – 12:30 Uhr – Wir sind startbereit! Wasser genommen, frisch gebunkert, Windanzeige geht und Batterien werden auch geladen. Aber wir haben noch 1600 Escudos im Portemonnaie. Das reicht für 4 große Bier und 12 Hühnchen -bzw. Thunfischkroketten. 14:10 Uhr – Leinen los!
Natürlich schauen wir nicht nach der Tide und so begrüßen uns kabbelige Wellen vor der Bucht von Mindelo, durch die wir unter Motor dampfen, da Strom gegen Windsee läuft. Dennoch opfern wir den Göttern und bitten um Gute Fahrt.
15:15 Uhr – Die gerade frisch reparierte Windanzeige steigt aus. Aber wir können auch ohne Anzeige segeln und fahren mürrisch weiter.
22:30 Uhr – Ich gehe ins Bad – mich trifft der Schlag! Die Bodenbretter schwimmen fast auf – wir haben Wasser im Schiff!!! Alle Seeventile und Borddurchlässe werden kontrolliert. Zum Glück schmeckt die leckere Diesel/Bilgenbrühe nach Süßwasser. Lenzpumpen laufen manuell und elektrisch und wir können verhindern, dass bei der rauen See die Batterien überflutet werden. Eine abgerutschte Schlauchverbindung hat dazu geführt, dass die Druckwasserpumpe sämtliche Frischwasservorräte (400 Liter) in die Bilge gepumpt hat. Nach einer Stressstunde war alles wieder sauber und trocken und die Anzeige in der nächsten Ausgabe der Yacht schon vorformuliert: „Hälftiger Eigentumsanteil an Blauwasseryacht Reinke 12 M aus Aluminium zu verschenken“! Doch vorher müssen wir die Entscheidung fällen, ob die verbleibenden Wasservorräte in Kanistern für eine Weiterfahrt ausreichen. 45 Stück a 8 Liter, wenn alle ganz bleiben, ist genug Wasser an Bord. Niedergeschlagen beschließen wir die Fahrt fortzusetzen. Wir werden uns nun nur noch mit Salzwasser waschen und der Abwasch geht ebenfalls nur noch über die Salzwasserpumpe.
17.12. – Traumhaftes Segeln unter Parasailer bei bestem Wetter. Freikerl zieht durch die nun ruhige See. Auch nachts kann die Blase weiter stehen bleiben. Ruhiges Gleiten steht auf der Tagesordnung.
18.12. – Die See wird rauer und der Wind nimmt zu. Wir wechseln das Segel und die ausgebaumte Genua verrichtet ihren Dienst. Freikerl wird hin und her geworfen. Und wir hangeln uns nur mit großer Anstrengung durch das Boot. Essen kochen und Essen fassen werden zu akrobatischen Turnübungen. Besteck, Teller, Tassen, Gläser und die unterschiedlichen Inhalte wollen mit flinken Reaktionen auf dem Tisch gehalten werden. Das klappt nicht immer, aber Akrobat Schööön wäre zufrieden mit uns. 4 Tage hält uns die Welle im Schach und bei dem Kurs – platt vorm Laken – haben wir der Schaukelei nichts entgegenzusetzen. Freikerl geigt von einer Seite zur anderen. Die Schlafpositionen ähneln der stabilen Seitenlage, man rutscht hin und her und wir versuchen uns alle in unseren Kojen zu verkeilen. Manchmal gelingt das auch, jedoch sackt „Freikerl“ dann auch mal nach unten weg und die Klemmverbindung mit dem Boot ist wieder im Eimer. All das tut der guten Laune an Bord keinen Abbruch und wir genießen unser Leben trotzdem. Die Fische beißen und lassen sich auch bis ans Boot ziehen, jedoch haben wir es noch nicht geschafft einen in die Pfanne zu hauen. Wir sind optimistisch und bitten die Götter allabendlich beim Sundowner um ihre Hilfe.
Die Nächte auf dem Atlantik sind unbeschreiblich schön und wir saugen die Eindrücke in uns auf. Bei zunehmendem Mond werden wir bis in die Morgenstunden vom Licht beschienen und silbrig schimmert das Meer.
Ute kämpft immer noch tapfer gegen die Seekrankheit an. Dirk und Matti sind scheinbar dafür nicht empfänglich. Auch ich habe keine Probleme, merke aber in einigen Situationen, dass ich nicht ganz davor gefeit bin. Das bereitet mir aber keine nennenswerten Probleme.
Das Bordleben läuft sehr gemächlich ab. Kochen, Waschen sind tagesfüllende Aufgaben und man verschiebt gerne etwas auch mal auf morgen. Die Schaukelei fordert Kraft und die Bewegungen verlangsamen sich. Kleine Reparaturen werden erledigt, wir lesen, Matti macht Sport, baden unsere Wobbler an der Angel, Ute schläft viel und wir starren in die See, die abwechslungsreich und unglaublich blau ist. Es ist warm und die Sonne scheint. Auch nachts kann man die kurzen Hosen anbehalten und barfuß wachen. Alles klebt! Der Schweiß wird mit Salzwasser heruntergespühlt. Nach dem Waschen klebt kein Schweiß auf der Haut, aber Salz. Nicht optimal, aber man gewöhnt sich dran und es funktioniert.
22.12. – In der Nacht ziehen in 4 Stunden 4 Squalls durch und waschen die Wache und das Schiff.
23.12. – Dirk bäckt den Weihnachtskuchen, der jedoch das Tageslicht des 24.12. nicht erblicken wird. Wir fressen ihn zum Kaffee einfach auf! Als begeisterter Bäcker bäckt er auch gerne Brot, so dass wir davon immer genug im Kasten haben.
24.12. – Halbzeit! Wir haben die Hälfte der Strecke hinter uns. Wenn es so weiter läuft erreichen wir am 01.01.2016 St. Lucia. Seit Beginn unserer Reise erfreuen wir uns am Öffnen unserer Weihnachtskalender. Mattis Schwester Annett hat uns einen wunderbaren Weihnachtskalender gebastelt. Das Verteilen des Inhalts stellt im Bordleben ein tägliches Highlight dar. Dagegen fallen die silikongepimpten Playboyschnecken aus dem anderen Weihnachtskalender hinten runter. Aber die Schokolade ist nicht schlecht. Die Bescherung finden wir in einem kleinen roten Koffer, den uns Pretschi und Holger mit auf den Weg gegeben haben. Ute und ich haben nun ein passendes Outfit für die karibischen Nächte. Das Osterpäckchen blieb natürlich verschlossen. Habt alle vielen Dank dafür!
25.12. ff Wir kommen gut voran. Unser Etmal liegt z.Zt. bei 132 Meilen. Die Sonne brennt zunehmend heißer und die Squalls sind gemäßigt. Allerdings schaukelt uns meist eine unangenehme Welle, die sich etwas lähmend auf die Aktivitäten an Bord auswirkt. Ein fast flächendeckender Teppich aus Blasentang o.ä. macht Angeln unmöglich. So kommt der Fisch wohl aus der Büchse. Wir sind reichlich verproviantiert und haben auf unserem Gourmetdampfer leckere Gerichte gekocht. Gammeln, Lesen, Sonnen, Schlafen, Stieren, Starren, Staunen, Kochen und Backen sind unsere Hauptbeschäftigungen. Der Parasailer kam bisher wenig zum Einsatz. Meist zieht uns die stark gerefft Genua nach Westen. Die Nächte sind meist einzigartig schön, wenn auch ab und an ein Wolkenfeld mit Regen und Wind durch zieht. Bei klarem Himmel ist das Sternenzelt atemberaubend. Im Cockpit sitzend staunen wir mit offenen Mündern. Ist das Atlantikfieber?
Langsam kehrt auch wieder Vertrauen in unser Schiff zurück. Die Batterien geben genug Strom und der Motor läuft wenig um uns mit Energie zu versorgen. Auch wenn die zu ladende PC-Technik, Fototechnik und Kommunikationstechnik der Crew nicht unerheblich ist. Seglerisch ist Freikerl gut eingerichtet und ich bin ganz zufrieden mit den Leistungen. Jedoch ist der Kurs auch nicht sonderlich anspruchsvoll. Der Wind kommt platt von hinten und wir müssen nur die Größe des Dreiecks am Bug einstellen. Peter steuert nun schon seit 14 Tagen ununterbrochen.
Morgen ist Silvester und wir schichten den Sekt in den Kühlschrank. Langsam kommt auch Lampenfieber auf. Am Neujahrstag wird wohl der Landfall auf St. Lucia erfolgen. Auch wenn wir uns alle einig sind, dass wir eine solche Fahrt wiederholen würden, so freuen wir uns riesig auf Land!
31.07. Rasmus, Neptun und die Sonne haben ein Nachsehen mit den leidenden Fischern und hängen uns eine wundervolle Goldmakrele an die Angel. Der Silvesterkarpfen schmeckt in saubere Filets geteilt wundervoll. Dazu gibt’s Nudelsalat, der schon fertig war und eigentlich mit Wiener Würstchen serviert werden sollte.
Nachts wecke ich die Crew zum Mitternachtstrunk. Die müde Meute schlürft dösig ne „Schamponelle“ weg und geht wieder ins Bett. Das war`s mit dem alten Jahr…
Zum Wachwechsel reißt noch der Kettenbeschlag aus der Pinne und bei Stirnlampenlicht hantiere ich mit Akkuschrauber auf der sich bewegenden Pinne rum. Aber nach 20 Minuten läuft alles wieder und wir schaukeln in den letzten Tag. Die See wird gröber und wir werden weiter hin und her geworfen. Langsam reicht`s und wir sehnen uns nach einem ruhigen Liegeplatz. Um 14 Uhr fahren wir in die Einfahrt zur Marina und machen fest. Komisches Gefühl… jetzt isses vorbei … einfach so ….
Abends merken wir, dass wir einmal vergessen haben die Uhr eine Stunde zurück zu stellen und so haben wir die Strecke von 2107 sm (3092 km) in 15 Tagen und 23 Stunden zurückgelegt. Tolle Leistung, wunderbare entspannte Crew, wellige aber schnelle Überfahrt. Wieder Süßwasser zum Duschen. Wir sind glücklich!
Hallo Ihr Lieben Seemänner und Seefrau! Wie haben mit Begeisterung die GPS Daten auf weltmeere.org verfolgt und freuen uns jetzt mit Euch.
Atze, du hast wie immer köstlich geschrieben und noch beim Frühstück haben wie die Zeilen verschlugen und die Bilder mit unserer Augen gescannt. Eine großartige Leistung liegt hinter euch, die ihr euer Leben nicht vergessen werdet – aber das war ja so geplant. Unser Seglerherz schlägt höher und wir wünschen euch von ganzem Herzen handbreit für die kommenden Etappen!
Genießt jetzt die Zeit auf St. Lucia! Aus Erfahrung kann ich sagen: es gibt dort den besten Rum Punsch der Karibik – also rein mit dem Zeug! Leute lasst es krachen und genießt die Stimmung auf dieser wundervollen Insel.
Wir haben in der Zwischenzeit seit Dezember unsere Namen zusammengelegt und kurz in Südtirol entspannt. Gefeiert wird dann mit euch, die Einladungen sind für Juli raus.
Liebe Atlantik- Cruiser,
herzlichen Glückwunsch zum Großen Schlag über den Teich. Super Leistung wir freuen uns riesig mit Euch. Wir waren eine paar Tage in der Sächsischen Schweitz nahe Tschechien ohne Netz und haben so erst heute von Euren Landfall erfahren, Jetzt gilt es erteinmal ordentlich zu feiern ☺
Wir wünschen Euch weiterhin ein wundervolles und (im positiven Sinne) Abenteuerliches Jahr 2016, stetigen Wind aus der richtigen Richtung, bleibt gesund und immer ne Handbreit Wasser unterm Kiel.
Lasst Euch drücken !!!
Heike Kay und die Kids
Hallo Ihr Lieben, sind total glücklich, dass Ihr es geschafft habt!! Alle Hochachtung! Karl würde den geschenkten Teil nehmen. Wir haben gerade unser ESTA- Visum beantragt und freuen uns schon. Wünsche wären bald zu äußern, damit wir auch noch alles besorgen können. Ganz, ganz viele liebe Grüße und wie auch schon telefonisch kommuniziert die besten Wünsche für 2016!
Fühlt Euch gedrückt und geküsst. Wir vermissen Euch ganz doll, sehen uns ja aber bald. Michel, Jojo, Karl und Ines
Hallo, Ihr Helden, herzlichen Glückwunsch zur Atlantiküberquerung trotz aller Widrigkeiten. Diese wunderbare Erfahrung wird Euch sicher für immer begleiten.Genießt die Zeit unter der Sonne, Zum Neuen Jahr alles Gute, Gesundheit und weiterhin so tolle Erlebnisse bei hoffentlich abnehmender Anzahl von Havarien. Euer Krisenmanagement ist großartig. Viele Grüße aus dem frostigen Kühlungsborn bei -11 Grad, scharfem Ostwind und Eisschicht mit Hafen. Handbreit
Utz & Familie
Ein schönes Jahr 2016 wünsche ich Euch.
Mensch seid ihr braun geworden.
Nico.
Na, ihr Haudegenfische? Glückwünsche, und Prost alle! Bin froh, dass auch unsere Hälfte gerettet wurde. Danke an die umsichtige Mannschaft, auch wenn ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass das Verhältnis zwischen Opferschluck und Eigenbedarf vielleicht doch zu Verstimmungen bei Rasmus geführt hat.
Im übrigen, Karl ist weder geschäftsfähig, noch verfügt er über den erforderlichen Führerschein, also fällt zwangsläufig uns die vakante Hälfte zu.
Eure Hautfarbe scheint nach gut 2 Wochen ohne Wasser allerdings nicht nur der gelegentlichen Sonneneinwirkung geschuldet zu sein, steht Euch aber vortrefflich.
Wir sind sehr gespannt auf Klabauterberichte und die Seemannsgarnrolle aus erster Hand. Matti, pack aus, das Killi ruft!
(Und bitte den Wannenstöpsel künftig fester stecken.)
Ahoi ruft Uwe
Hallo Ihr Weltumsegler.
Soeben haben wir von Birgit Eure Kontaktadresse erhalten,
bisher waren wir ja auf Informationen vom Vater angewiesen.
Die direkte Information ist natürlich schöner und eindrucksvoller.
Wir sind schon auf die nächsten Berichte gespannt.
Weiterhin gute Reise und schöne Erlebnisse.
wünschen Ursula und Jürgen
Liebe Ute, Lieber Atze,
es regnet, es ist grau, es ist der erste Arbeitstag nach unserem gemeinsamen Abenteuer … nun heisst es, von den Erinnerungen zehren.
Zum Glück gibt es hiervon genug und das sollte für eine Weile reichen. Es war eine geniale Zeit mit Euch auf dem Freikerl und ich habe jede Sekunde genossen. Großartig, wie die Stimmung in der Crew niemals ernsthaft in Gefahr war… und das bei den Strom- und Wasserhindernissen und der langen gemeinsamen Zeit auf engem Raum.
Ihr macht es richtig! Geniesst die weitere Zeit … ansonsten heißt es wieder „ich kann das auch machen… woischd, Karle“ :-)
Schmecken lassen und weiterhin handbreit!
Dirk
Liebe Weltumsegler,
verspätet, aber nicht minder herzlich, ein gesundes und glückliches neues Jahr, sowie meine Glückwünsche zum großen Schlag. Bin begeisterter Mitleser und in Gedanken dabei :-)
Alles Gute weiterhin und allzeit eine Handbreit.
Kay Böthel
Hey Ihr Zwei,
nun ist eure Crew wieder im grauen D-Land und von euch ist nix mehr zu lesen – ihr genießt die Zeit zu zweit in der Karibik jetzt wohl in vollen Zügen? Interessant für uns wären die aktuellen Rumpreise…!
Lasst es euch richtig gut gehen,
Handbreit
Holger