Thyboron – die Nordsee ruft!

Die erste Etappe ist geschafft. Wir sind in Thyboron. Seit unserer Abfahrt aus Aalborg hat es uns einige Male gebeutelt. Gleich am Morgen gehen wir an der Tankstelle längs und ändern den Tiefgang unseres Bootes mit einer halben Tonne Diesel. Die Rechnung tat weh! Wieder haben wir starken Gegenwind und motoren die 25 sm nach Lögstör, wo wir bei Regen und Sturmböen den engen Kanalhafen anlaufen. Wir wissen, dass wir nur einen Versuch haben, denn wenden ist dem Hafen nicht möglich und rückwärts wieder raus bei den Windbedingungen mit Freikerl undenkbar. Wir haben Glück, denn noch in der Einfahrt verlässt eine schöne Schere den Hafen und wir können uns gegen die Mole drücken lassen. Zeitgleich treibt ein Boot mit defektem Motor auf uns zu. Ich erwische die Bugleine und zerre den Dampfer gegen den Wind bei uns längs. Endlich ist mir warm. Am nächsten Tag kreuzen wir wieder gegen den permanenten Westwind, der mit 4-5 Bft. uns ins Gesicht weht. In Jegindö lassen wir den Anker fallen und gegen früh ins Bett, da um 0400 der Wecker klingeln soll. Das Wetter soll sich verschlechtern, Regen und starker Wind sind angesagt – aus West! Doch wir wollen die 15 Meilen bis Gammelhavn Lemvig vor dem Wetterumschwung absolvieren. Anker auf! Bei Regen und schlechter Sicht geht es Richtung Oddesundbrücke, die 0600 Uhr erstmals öffnet. Doch das Wetter hält sich nicht an die Vorhersagen, so geben wir auf und verkriechen uns in dem kleinen Hafen direkt an der Brücke. Es ist noch vor sieben Uhr und wir krabbeln wieder in die Koje. Der Wind heult und der Regen spült das Salz vom Deck. Als es am Nachmittag aufklart machen wir einen kleinen Spaziergang, ich fotografiere und Ute nimmt die 90° Haltung ein. Sie sucht den Strand nach Muscheln und Hühnergöttern ab. Wir bekommen wieder mehr Tiefgang! Morgens nehmen wir die Brücke um 0900 Uhr, da wir noch mit ablaufendem Wasser ankommen wollen. Der Gegenstrom kann ansonsten schon mal 2-3 Ktn. kosten. Endlich kommt der Wind so, dass wir einen gemäßigten „Amwindkurs“ fahren können. Wir lassen das 1. Reff im Groß und mit der Genua ist Freikerl gut bestückt. Mit 6,5 Knoten zieht er durch den Nissum Bredning, wie das Haff hier genannt wird. Wir nutzen die guten Bedingungen und testen erstmalig unsere Windsteueranlage. Um es mit abgewandelten Worten Hans-Florian Oertel`s zu sagen: „Segler der Welt! Habt den Mut! Nennt Eure Windsteueranlage „Peter“!“ Es funktioniert! Wie durch Zauberhand, bewegt sich das Boot in die gewünschte Richtung! Wir sind begeistert! Es erfordert noch etwas Fingerspitzengefühl beim Justieren von „Peter“, aber Freikerl läuft. Schottland – wir kommen!

Zum Resümee können wir sagen, dass sich das nördliche Dänemark nicht zu unseren Lieblingssegelrevieren gesellt hat. Vielleicht hatten wir auch etwas Pech mit dem Wetter, aber dann kompensieren wir das mit der wunderbaren Landschaft, den schönen Städtchen oder endlich mal keine kulturellen Highlights besuchen zu müssen. Alles Fehlanzeige! Viele Orte sind dabei zu verweisen, jedes dritte Gebäude/Geschäft ist zu vermieten oder zu verkaufen. Allerdings ist „der Däne“ ausgesprochen freundlich und hilfsbereit! Der Limfjord ist wie der Cossi, nur nicht so schön und man hat vergessen ihn tief genug auszubaggern. Wenn Limfjord, dann sollte man ihn von West nach Ost befahren und am besten im Sommer!

Wir werden hier auf das richtige Wetterfenster zur Überfahrt nach Schottland warten. Doch z. Zt. kommt der Wind aus West!

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